Begeben Sie sich mit mir auf eine faszinierende Reise ins
"Land ohne Zäune".

Öffnen Sie parallel zu meinem Reisebericht folgende Bildergallerie!

Eine Passage im Reiseführer macht mich unsicher. Soll ich nun wirklich in die Mongolei fahren,
ich bin nicht schlüssig ?
Meine Zweifel betreffen das Essen, denn der Reiseführer beschreibt, dass es in der Mongolei nur Fleisch und da auch nur fettes Fleisch gäbe. Ich bin zwar einiges gewohnt, aber damit kann ich mich gar nicht anfreunden. Da erinnere ich mich lieber "genussvoll" an die frittierten Heuschrecken in Afrika!
Es siegt die Neugierde, irgendwie werde ich auch das überleben!
Die Motorräder werden zerlegt, in Kisten verpackt und vorrausgeschickt. Die ersten zwei Wochen bin ich alleine unterwegs, bis Roman nachkommt. Beim Landeanflug bekomme ich schon einen Eindruck von der spärlichen Besiedelung des Landes. Kein Haus oder Dorf, nur weit verstreut wie riesige Champignons wirkend die Zelte der Nomaden. Die erste Überraschung, der Taxilenker am Flughafen spricht mich auf Deutsch an. Über 30 000 Menschen in der Hauptstadt Ulaanbaatar sprechen Deutsch. Ein Relikt aus der Kommunistischen Ära, des seit 1991 unabhängigen Staates. Damals hatte das Land sehr gute Beziehungen zur ehemaligen DDR.
Rene und Sybille aus Österreich sind seit einigen Jahren für eine Organisation in der Mongolei tätig. Durch sie lerne ich ihren besten Freund Sereeter kennen, der mir hilft die Motorräder aus dem Zoll zu bekommen. Auf dem Weg zum Zoll schwärmt mir Sereeter, in perfektem Deutsch (Studium in der DDR), von seiner Lieblings CD vor. Ich traue meinen Ohren kaum als ich "Jeannie von Falco" zu hören bekomme!
Dank Sereeter bekomme ich unsere Boxer in rekordverdächtigen zwei Tagen aus dem Zoll.
Der "gefährlichste" Teil der Tour, der Verkehr der Hauptstadt. Der Umstieg vor einigen Jahren, vom Pferd auf das Auto hat noch nicht so richtig geklappt.



Pferde, ihrem natürlichen Instinkt folgend, weichen einem Crash aus. In der irrigen Meinung die Autos besitzen denselben Instinkt, knallt es dadurch des Öfteren.
Kaum siebzig Kilometer östlich der Hauptstadt endet der Asphalt. Wellblech, krater- ähnliche Schlaglöcher und scharfkantige Steine verschaffen nicht nur der Federung Schwerstarbeit. Auch der Körper wird gefordert diese schwere Fuhre auf Kurs zu halten, aber das sollte nur ein kleiner Vorgeschmack auf die restlichen fünftausend Kilometer sein.
Am späten Nachmittag fordert die Piste ihren Tribut, das Lenkkopflager hat sich gelöst. Habe wahrscheinlich beim Einbau der Gabel zuwenig darauf geachtet. Zum Glück ist gleich ein Dorf (drei Hütten) in der Nähe. Während ich alles abbaue kommt, wie soll es bei einer Panne anders sein, ein Gewitter. Ich flüchte mich ins örtliche "Wirtshaus", ein einfaches Holzhäuschen. Der Regen währt nur kurz, doch jetzt taucht ein neues Problem auf. Ich habe den falschen Schlüssel mit. Aber die Rettung naht in Gestalt eines Mongolen mit seiner Planeta Tau. Fünfhundert Kubik, Einzylinder, Zweitakt, heiße 32 PS, echte russische Qualitätsarbeit.
Sein "reichhaltiges Bordwerkzeug" beinhaltet einen Schlüssel aus russischem Wald und Wiesenstahl, der einigermaßen passt. Ich beschließe am nächsten Tag nach Ulaanbaatar zurückzufahren, um mir einen entsprechenden Schlüssel zu kaufen. Die Nacht verbringe ich im "Wirtshaus". Die Besitzerin gibt mir zu verstehen, dass ich mich auf die Bank legen kann, denn es gibt nur einen Raum!


Das erste mongolische Essen, eine Art Reissuppe mit Rindfleisch, als Dessert Kekse mit mongolischer Butter. Der Reiseführer hatte maßlos übertrieben. Nur mit einem habe ich ein Problem, Süüter Tsai, gesalzenem Milchtee. Irgendwie kann mein Gaumen es nicht fassen, welch eigenartiger Geschmack ihm da zugemutet wird.
Werkzeugkauf in der Hauptstadt ist nicht einfach, denn Baumärkte oder ähnliches gibt es nicht. Der Gebrauchtwerkzeugmarkt, ein Platz mit Containern, die als Lager, Werkstätte und Geschäft dienen. An einem Stand, (wie bei uns am Gemüsemarkt) werde ich fündig und erstehe das geeignete Werkzeug.
Wieder alles festgeschraubt, auf dem Weg in den Norden, zieht urplötzlich eine Gewitterfront auf mich zu. Innerhalb weniger Minuten prasseln daumennagelgroße Hagelkörner herunter. Sie bedecken die Straße mit einer zehn Zentimeter dicken Eisschicht. Zum Glück erwischt mich das Unwetter auf einer der wenigen Asphaltstraßen der Mongolei.
Westlich von Darkhan, in einem abgelegenen Tal liegt das Kloster Amarbayasgalant.
Blumenübersäte Wiesen auf denen sich Kühe, Schafe, und der Stolz der Mongolen -Pferde tummeln. Zum Glück blieb das Kloster vor der Zerstörungswut der Kommunisten verschont, denn in den Dreißiger Jahren schleiften sie über siebenhundert. Ich lerne Dargaya Osgonbayar, einen jungen Mönch, kennen, der sich anbietet mir die Anlage zu zeigen. Ja, ja Österreich das kenne ich, beginnt er zu erzählen, diese Antwort erstaunt mich. Im letzten Jahr hatte er in Feldkirch in Vorarlberg im Buddhistischen Zentrum studiert. Dabei hat er auch einiges in Österreich kennen gelernt. In Tirol war er Schifahren. In Salzburg ist er in einem Bergwerk "über so eine Rutsche mit spezieller Kleidung" gerutscht. Ich muss zu meiner Schande gestehen, ich war noch nie im Salzbergwerk, und dann erzählt mir das ein Mönch in der Mongolei!
Der Clou, ein besonderes Souvenir aus Österreich ist ein Schipass aus dem Kühtai.


Am Abend lädt er mich ein im Kreise der Novizen das Abendessen, süßer Milchreis und Gebäck, mit ihnen zu teilen. Am Morgen darf ich an der Gebetszeremonie und der Aufnahme eines neuen Schülers teilnehmen.
An ihrem freien Tag fahre ich mit den Klosterschülern zum nahegelegenen Fluss. Zuerst spielen wir bei sengender Hitze und vielen lästigen Fliegen Fußball. Zur Abkühlung stürzen sich alle in den eiskalten Fluss. Beim Wetttauchen muss ich natürlich auch mitmachen. Nach zwei Tagen verlasse ich diesen idyllischen Ort, Richtung Edenet. Ich durchquere einige menschenleere Täler. Immer wieder tauchen kleine Holzhütten an geschützten Stellen auf, die Winterquartiere der Nomaden.
Auf einer Passhöhe werde ich gestoppt, einige Männer in Zivil geben mir zu verstehen ich kann hier nicht weiterfahren. Ich sehe aber kein Problem, denn die Straße ist in Ordnung. Mit Händen und Füssen versuchen wir uns zu verständigen, bis sich rausstellt, dass es sich hier um eine Polizeisperre handelt. Einer der Polizisten gibt mir zu verstehen, dass ich mir im letzten Dorf eine Durchfahrtsgenehmigung besorgen muss, dann kann ich passieren. Ich treffe zufällig eine mongolische Reiseleiterin, die mir auf englisch die Situation erklärt. In der Region herrscht derzeit Maul und Klauenseuche und nur mit einem von der örtlichen Behörde ausgestellten Permit darf man passieren.
Für fünfhundert Tugrik (etwa einem halben Euro) wird mir bestätigt, dass ich seuchenfrei bin! Bei den diversen Checkpoints muss ich über Seuchenteppiche fahren, die Reifen werden mit einer Lösung abgesprüht. Einmal sollte ich meinen Mund mit einer dubiosen Lösung ausspülen, was ich aber strikt ablehne, vor allem wenn hundert Meter weiter die Kühe ungehindert über die Distriktgrenze marschieren und von ihnen niemand Notiz nimmt!
Tage später in Ulaanbaatar, Roman kommt an. Seine Boxer ist schnell zusammen gebaut, wir brechen nun auf in den Westen.


Wir überqueren den Selenge und brettern am Ufer entlang. Vor lauter Fahrspaß merken wir erst sehr spät dass wir falsch abgezweigt sind. Laut Karte sollten wir ein Tal nördlicher sein. Wir fahren weiter am Selenge entlang, denn am Ende des Gebirgszuges sollten wir laut Karte wieder auf die richtige Piste treffen.
Die Piste, die in einen Fußweg übergeht, wird immer schmäler. Der Hang ist so steil, dass die Koffer an der Böschung streifen. Bei der schweißtreibenden Fahrt im Schritttempo, wittern die Moskitos ihre Chance.
Immer wieder entdecken sie zwischen Helm und Brille ein Stückchen Haut für ihre Angriffe. Fast haben wir es geschafft - oh nein, die letzten dreihundert Meter sind abgerutscht!
Also die Schinderei retour, bis zum Anfang des Tales. Dann bricht Roman auch noch der Gepäckträger. Im nächsten Dorf entdecken wir einen antiquierten Schweißtrafo, dessen desolate Kabel "russisch" an die Freileitung angeschlossen sind. Das Gerät funktioniert nur mit einer Stromstärke, so kann der Schweißer nur punkten um nicht den ganzen Teil zu schmelzen. Das alles nur blind, denn Schutzschirme kennt hier keiner!
Über Mörön wollen wir zum kleinen Bruder des Baikal See, zum Khövsghöl Nuur.
Ab hier lässt uns das schöne Wetter im Stich. Die aufgeweichte Piste verlangt von unserem Fahrkönnen das Letzte. Vor Chatgal haben wir auch noch einen breiten Fluss zu durchqueren. Beruhigend in solchen Situationen zu zweit zu sein. So können wir uns an den schwierigsten Stellen sichern.
Als es nach zwei Tagen zu regnen aufhört, brechen wir auf zum See. Plötzlich fehlt Roman, ich drehe um und sehe ihn neben seiner Maschine stehen, die hinten völlig zusammengesackt ist. Auch das noch, der Bolzen der Federbeinaufnahme ist gebrochen. Roman baut die Schwinge aus und versucht mit einem Bus nach
Ulaanbaatar zu kommen. So bin ich wieder alleine unterwegs, denn es kann ein bis zwei Wochen dauern bis das Teil im Land ist. Nach den starken Regenfällen führt der Fluss fast Hochwasser. Mit flauem Gefühl im Magen, kämpfe ich mich durch die Fluten und das Geröll. In Mörön zeigt sich endlich wieder die Sonne. Endlose Steppe liegt vor mir, wie braune Gleise ziehen sich die Pisten durch das Grün der Landschaft.
Zwei Pässe, der Khalzan Sogootyn (1600 Meter) und der Zagastayn (2500 Meter), bringen mich in Regionen die unseren Almen ähneln.


Von Uliastay durch ein malerisches Flusstal zum Otgon Tenger Uul (4021 Meter), dem heiligen Berg der Region. Reitergruppen zweigen von hier in ein Seitental ab, neugierig folge ich ihnen. Immer mehr und mehr Reiter treffen ein, und ich erlebe mein erstes Naadam, das größte Fest des Jahres in der Mongolei. In der Hauptstadt besteht das Naadam aus drei Disziplinen: Pferderennen, Bogenschießen und Ringkampf. Auf dem Lande so wie hier, gibt es meistens nur das Pferderennen. Bevor es zum Ereignis des Jahres kommt, folgen diverse Ansprachen, Gedichte und Gesänge.
Als Festmahl dient ein fetter Hammelrücken und jede Menge Käse. Nach dem offiziellen Teil wird der Hammel angeschnitten und mit Genuss verzehrt. Auch ich bekomme einen Teil davon ab. Der kalte Hammel schmeckt eigentlich ganz gut, nur mit dem Batzen Fett komme ich nicht ganz klar. Ich verdrücke mich aus der Menge um abseits das Fett verschwinden zu lassen. Für Mongolen wäre das eine Sünde, da doch das Fett für sie das Beste am Fleisch ist. Das Naadam ist zugleich auch Jahrmarkt mit vielfältigem Angebot. Von Süßigkeiten, Kleidern, Schuhen, Werkzeug bis zu Ersatzteilen ist fast alles zu haben. Auf einem typischen Blechofen brutzeln im Fett Buuds, Teigtaschen mit Hammelfaschiertem gefüllt. Endlich donnern die Hufe durch das Tal, nach über acht Kilometern ist das Ziel erreicht. Geritten werden die Pferde von Kindern (darunter auch Mädchen), meist ohne Sattel. Gefeiert wird nur das siegreiche Pferd, indem der erfolgreiche Züchter ihm eine Schale Airak (vergorene Stutenmilch) über das Fell gießt. Zu Pferden haben die Mongolen seit jeher eine große Liebe. Es gibt über dreihundert Bezeichnungen um alleine die Farbe eines Pferdes zu beschreiben.
Eine in der Nähe lebende Familie lädt mich zu sich in ihr Ger ein. Zur Begrüßung, der obligate gesalzene Milchtee - mit jedem Schluck wird er bekömmlicher!
Da ich weder Mongolisch - noch Russisch kann, erfolgt die Kommunikation mit Händen und Füßen. Das Familienoberhaupt gibt mir zu verstehen, ich solle doch die Nacht bei ihnen verbringen. Warum nicht, sofort helfen alle mit mein Zelt aufzubauen. Beim Melken der Schafe hilft auch noch die rüstige Oma mit fünfundachtzig Jahren mit.


Bevor die Milch zu Butter und Käse verarbeitet wird, opfert die Mutter einen Schale voll den Göttern auf dem Otgon Tengeer Uul. Im Ger bekomme ich den Ehrenplatz neben dem Vater. Das Zentrum im Ger ist der Altar, geschmückt mit vielen Butterlampen. Die Menschen auf dem Land sind großteils Buddhisten. Ich werde bewirtet mit Schaf-, Yak Käse, süßem Reisauflauf und Butter. Immer wieder bekomme ich zu verstehen, ich solle nochmals zugreifen - Gastfreundschaft ist den Mongolen heilig! Mit meinem Tonband möchte ich die Stimmen der Familie und deren Nachbarn aufnehmen, dies führt zu einem Verständigungsproblem, denn plötzlich springen alle auf und laufen zu ihren Zelten in der Umgebung.
Oh Gott, was habe ich nun falsch gemacht?
Kurz darauf kehren alle mit Gebetsketten zurück und beten für mich das
" O Mani padme hum", ein berührender Moment.
Als Gastgeschenk übergebe ich der Hausherrin einen Sack Zucker, die größte Freude bereite ich aber mit einigen Polaroid Fotos. Zum Abschied bekomme ich auch noch eine Handvoll Käse.
Wenn ein Familienmitglied oder Freund das Zelt verlässt wird ihm nach alter Sitte ein Schöpfer Milch nachgegossen. Diese Zeremonie nimmt die Großmutter vor und gießt die Milch über die Fußraste meiner Boxer, um mir eine gute Weiterreise zu wünschen. Ich bin als Fremder gekommen und gehe als Freund.
Durch ein Tal mit spärlicher Besiedelung, quere ich das Khangai Gebirge. Schwarze Wolken ziehen auf, immer wieder habe ich Flüsse zu durchqueren. Einer davon ist einfach zu tief, über einige Steine balanciere ich den Tankrucksack mit der Fotoausrüstung und die Gepäckrolle. Es beginnt zu regnen, also schnell bevor der Fluss ansteigt. Das lose Geröll vereinfacht die Sache natürlich auch nicht. An der tiefsten Stelle bleibe ich an einem Stein hängen und kippe ins knietiefe Wasser.


Da helfen auch die besten Gore Tex Stiefel nichts mehr, wenn das kalte Wasser von oben kommt. Zum Glück kann ich die Maschine sofort wieder aufstellen, sie springt auch gleich wieder an, also nichts wie ans rettende Ufer. Hier zeigt sich wieder einer der Vorteile des Boxers, er kippt nicht soweit um und die Zylinder eignen sich auch bestens zum Trocknen der Socken. Endlos zieht sich das Tal. Auf über zweihundert Kilometer kein Baum, kein Strauch. Teilweise finde ich in der Wiese nur mehr eine schmale Wagenspur. Mit dreißig, vierzig Km/h manövriere ich meine Boxer oft kilometerlang dahin. Da freust du dich, wenn du wieder einige Kilometer mit siebzig dahindüsen kannst. Ein Nomade bittet mich um einige Liter Benzin für seine Planeta. Ich denke, so kann ich mich endlich für die Gastfreundschaft seiner Landsleute revanchieren. Hocherfreut fülle ich ihm seine Kanne, es folgt sofort die Einladung zum Süüter Tsai (schmeckt mir immer besser). Zum Abschied , wie soll es anders sein, bekomme ich wieder eine Handvoll Käse!
Das Tankstellennetz hält sich in Grenzen. Oft wird auf dem Land die Zapfsäule von Hand betrieben. Tankstellen sind auch nicht immer leicht erkenntlich. Verborgen hinter einem Bretterzaun, ein alter Lastwagen auf dem provisorisch ein verbeulter Tank montiert wurde. Abgefüllt wird der 76 oktanige Treibstoff in eine ebenso verbeulte Milchkanne.
Nach einem Vulkanausbruch entstand auf 1800 Metern der Tsagaan Nuur. In diesem glasklaren See tummeln sich Forellen und riesige Hechte.

Am Ufer werde ich von zwei Männern gestoppt, die ihre neue Planeta reparieren; nur mit dem Werkzeug hapert es, so helfe ich mit meinem Bordwerkzeug aus. Der Einladung zum Tee folgt auch gleich die zum Essen. Der Mann robbt unter das Bett, zieht ein Holzbrett hervor, auf dem die Teile einer Ziege liegen. So, nun kann ich nicht mehr zurück, jetzt abzulehnen würde den Mann beleidigen. Die Teile der Ziege werden gekocht und auf einem verbeulten Blechteller serviert. Für mich wird das beste Stück heruntergeschnitten und zwar mit einem Batzen Fett. Mit Todesverachtung würge ich das Fett hinunter.


Mein Gastgeber bietet mir eines seiner Pferde für einen Ritt an. So wechsle ich von meinen fünfzig Boxer Pferden auf ein PS. Stundenlang reiten wir durch das Gelände. Immer wieder stoppt mein Begleiter. Wir zwängen uns durch Felsspalten und stehen in von außen nicht erkennbaren Höhlen. Eine, mit teilweise eingestürzter Decke, hat die Größe eines Domes. An deren tiefster Stelle befindet sich ein kleiner See, mit einer über einen Meter dicken Eisschicht. Der Aufstieg zum Kraterrand des Chorgo Vulkan gestaltet sich äußerst mühsam, immer wieder rutsche ich mit den Lava Brocken zurück. Oben angekommen werde ich mit einem tollen Ausblick über den See belohnt. Von oben zeigt sich, dass der Lavastrom den Fluss verschüttet hat und den See entstehen ließ.
Nach einigen Stunden eingezwängt in diesem Holzgestell von Sattel, kann ich kaum mehr gehen. Mir ist es ein Rätsel, wie die Mongolen auf diesen "Marterstühlen" bis Europa vorgedrungen sind.
Eindeutig wohler fühle ich mich wieder auf meinem Boxersattel. Über Tsetserleg erreiche ich den Orchon Wasserfall. Ich lasse das Tal des Orchon hinter mir.
Durch ein Seitental versuche ich eine Bergkette zu überqueren. Hier steht das Gras kniehoch, die Winterweiden der Nomaden. Von diesen Weiden halten die Nomaden ihre Tiere im Sommer fern. Denn das Gras benötigen die Tiere für den langen und harten Winter. Bei Temperaturen bis zu minus 50° C, graben sich die Tiere durch den Schnee, zu den trockenen Halmen.
Die letzten zwei Winter waren Katastrophal, der sogenannte Zuud wütete!


Der Schnee lag teilweise so hoch dass die erschöpften Tiere sich nicht mehr zum Gras durchgraben konnten. Über zwei Millionen Tiere, die Existenz der Nomaden, verendeten qualvoll alleine im letzten Winter.
Auf der anderen Talseite zeigt sich das erschütternde Ausmaß des Zuud. Überall liegen Tiergerippe und Kadaver herum, manche hatten in Gruppen unter Bäumen Schutz gesucht, vergebens!
In einem Seitental frage ich eine Nomadenfamilie ob ich in ihrer Nähe mein Zelt aufstellen darf. Kein Problem sofort helfen mir die Kinder beim Aufbau.
Zur Begrüßung bekomme ich ein Glas wohlschmeckendes Yoghurt (natürlich vom Bio Bauern). Neugierig wie immer wird meine Boxer bestaunt. Zwei Zylinder, diese eigenartige Bremse (Scheibe), und dann noch dieser Knopf, man drückt drauf und schon brummt der Motor.
Ich liege noch dösend im Schlafsack, ein Kratzen am Zelt. Verschlafen öffne ich den Reißverschluss. Die Frau vom nahegelegenen Ger steht davor, mit einer Kanne Süüter Tsai und einer Schale Butter.
Immer wieder bleiben vorbeikommende Reiter stehen. Mit Händen und Füssen verständigen wir uns, mongolisch ist einfach zu schwer zu erlernen. Einer lädt mich ein seine Familie weiter oben in den Bergen zu besuchen. Zur Begrüßung der üblich Süüter Tsai und Reissuppe mit Rindfleisch einer nicht mehr ganz jungfräulichen Kuh.
Hellauf begeistert ist die Familie vom Polaroid Gruppenfoto. Als ich am nächsten Morgen mein Zelt einpacke, kommt der Mann mit seiner Planeta, eine Zweitaktfahne hinter sich herziehend, mit seinem dreijährigen Sohn. Er hätte gerne noch ein Polaroid mit seinem Sohn. Voller Freude steckt er das Bild in seinen Deel (traditioneller mongolischer Mantel) und zieht zugleich eine Dose Butter für mich hervor.
Karakorum, dass dies die ehemalige Hauptstadt des Dschingis Khan war, davon ist nichts mehr zu bemerken. Hier würde niemand länger bleiben, wenn da nicht das Kloster Erdene Zuu wäre. Leider wurde das Kloster von den Kommunisten zerstört, nur mehr die Mauern mit ihren 108 Stupas und einige kleinere Tempel sind erhalten geblieben.
In der Anlage befand sich eine riesige Bücherei, deren wertvolle Schriften von der roten Armee angezündet wurden. Das Feuer soll damals über einen Monat gebrannt haben!


Nach der Klosterbesichtigung vernehme ich das vertraute Brummen zweier Boxermotoren, Patrick und Lorenz aus Innsbruck. Die beiden kamen über Südostasien, Japan, Wladiwostok quer durch Sibirien in die Mongolei. Da gibt es jede Menge Geschichten zu erzählen. Das Treffen wird mit einer zünftigen Jause gefeiert, einem Murmeltier!
Da die Wölfe vom Menschen arg dezimiert wurden, nahmen die Murmeltiere überhand und fressen nun den Kühen und Schafen das Gras weg. So dürfen im Sommer über eine Million von ihnen geschossen werden. Die ausgenommenen Tiere werden mit heißen Steinen gefüllt, im eigenen Balg gegart und an der Straße essfertig angeboten und sieht aus wie ein riesiges Brikett. Beim zerteilen des Leckerbissens kommen die Steine zum Vorschein, ein eigenartiger Anblick. Mit diesen Steinen reiben sich die Mongolen die Gelenke bei Beschwerden ein. Alle drei blicken wir skeptisch unsere Mahlzeit an, bis dann der erste zugreift, schmeckt fast wie Kaninchen. Zur Sicherheit genehmigen wir uns aber noch einen kleinen Schluck Wodka.
Ein kleiner Teil der Wüste Gobi liegt in der Mongolei, der darf natürlich nicht fehlen.
Die Gobi ist nicht vergleichbar mit der Sahara, großteils bewachsen mit kleinen Büschen, Gräsern, und dem dominierenden Gewächs dem Saxaul. Ausgangspunkt in die Gobi ist Dalanzadgad. Yolin Am (die Geierschlucht) erreiche ich über einen 2400 Meter hohen Pass. Zwischen den steil aufragenden Felswänden finde ich jetzt noch im Hochsommer Überreste des Winters. Über ein Meter dicke und bis zu zwanzig Meter lange Eisplatten. Die Piste mit ihren Löchern und Steinen lassen der Federung wieder einmal Schwerstarbeit verrichten. Hin und wieder eine kleine Ortschaft wie Geisterstädte wirkend, kaum Menschen. Immer wieder fragen ich mich wovon leben diese Menschen hier. Vereinzelt treffen ich Nomaden mit ihren Ziegen und Schafen, deren Tiere hier eine besonders wertvolle Wolle liefern. Die Nomaden müssen alle zwei bis drei Wochen weiterziehen, um frisches Gras für ihre Tiere zu finden.


Khongoryn Els, der über hundertachtzig Kilometer langer Dünenzug versperrt uns den Weg. Endlich haben wir den Durchgang gefunden, drei Kilometer lang windet sich die Passage durch die Dünen. Bei fast 40° C verursacht der von Lkw und Pkw zerfurchte Weichsand einiges an Schweiß. An der Nordseite der Dünenkette könnte der Kontrast nicht krasser sein. Ich durchquere einen Fluss, um dann am Fuße der Dünen das Zelt auf einer saftig grünen Wiese aufzustellen.
Das GPS führt mich wieder in den Norden nach Arvaykheer. Die Grau- und Braun Töne reichen bis zum Horizont, die Sonne sticht unbarmherzig herunter. Urplötzlich ziehen sich über mir schwarze Gewitterwolken zusammen. Die Regenhose hätte ich mir sparen können, denn nach wenigen Kilometern ist der Spuck wieder vorbei. Der ausgetrocknete Boden saugt gierig die wenige Feuchtigkeit auf und schon ist vom Regen nichts mehr zu bemerken.
Die Einsamkeit der Wüste hinter mir lassend, bringt mich meine Boxer wieder zurück in das Verkehrschaos von Ulaanbaatar. Über den Winter stelle ich mein Bike bei Sereeter in die Garage. Im nächsten Jahr folgt die letzte Etappe, über Sibirien nach Zentralasien (Kirgistan, Usbekistan, Ukraine) zurück nach Österreich.


Aber dass ist eine andere Geschichte.............................


INFO

Reisezeit: Juni - August

Allgemein: Empfehlenswert Wasserfilter

Medizin: Hepatitis A+B (Twin Rix) Verband Material, sterile Spritzen u. Kanülen. Durchfall: Tannalbin, Imodium, Schmerztabletten, Salbe gegen Verstauchungen, Heil und Wundsalbe, Augentropfen

Motorrad: BMW R 80G/S Bj. 1988 Km. Stand dzt. 120 000
Tankreichweite ca. 250 Km ausreichend.
Benzinqualität: In der Hauptstadt 92 Oktan, am Land selten zu bekommen, dort fast nur 76 Oktan erhältlich.

Formalitäten: Carnet de Passages wird in der Mongolei nicht anerkannt. Deposit ist beim Zoll zu hinterlegen, wurde über unsere Spedition erledigt.

Spedition: Jet Trans - Innsbruck 0512/28 66 66, Linz 07221/64 964, Wien 01/7007
www.jettrans.at

Visa: Visa am günstigsten in Bonn. Bei einem längeren Aufenthalt als 30 Tage muss man sich innerhalb 5 Tagen bei der Polizei anmelden.

Landkarte: In Ulaanbaatar (Map Shop) Übersichtskarten, Russische Generalkarten (1:1 Mio, 1:500.000).

Sprache: Mongolisch, Russisch, in der Hauptstadt auch teilweise Deutsch.


Literatur: Lonely Planet, Reise Know - How Mongolei (bedingt empfehlenswert).

Unterkünfte: In Ulanbaataar, Ganas Ger und Guesthous mit Internetanschluss
[email protected]
Campieren am Land überall möglich, in den Provinzstädten
einfache Zimmer.


Sicherheit: In der Hauptstadt, Vorsicht vor Taschendieben, speziell am
Schwarzmarkt - am Land sicher.

Geld: Landeswährung - Tugrik
Bester Wechselkurs im ersten Stock des Kinos.
1 € = 1075 Tugrik
1 USD = 1105 Tugrik


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