|
Name: Kyrgyz Respublikasy
Hauptstadt: Bischkek (ehem. Frunse)
Fläche: 198.500 km²
Staatsoberhaupt: Präsident Askar Akajew
Regierungsform: Präsidialdemokratie
Bevölkerungszahl: rund 5 Mio. Einwohner; ca. 16.000 Deutschstämmige
Landessprache: Staatssprache: Kirgisisch; seit Mai 2000 auch Russisch
Währung: Kirgisien -Som 1 € = ca. 50Som
KIRGISTAN - Das Land wo der Himmel die Erde berührt
Es ist drei Uhr morgens. Wir landen in Bishkek,
der Hauptstadt von Kirgistan, einer der GUS Staaten in Zentralasien!
Auf der unbeleuchteten Flughafenstraße muss ich dem Taxifahrer
den Weg zu meiner BMW beschreiben und das mit nur wenigen Brocken
Russisch.
Denn ein Jahr zuvor war ich mit meiner G/S über Sibirien und
Kasachstan nach Kirgistan gekommen. Überwintern durfte mein
Boxer in der Schule des SOS -Kinderdorfes in Bishkek.
Aufbruchstimmung in diesem Zentralasiatischen Land.
Ein Polizist in Bishkek holt zu unserer Überraschung unter
seiner Kappe ein Englischbuch hervor. Er möchte seine Uniform
an den Nagel hängen und in die Tourismusbranche wechseln. Diese
Neuorientierung ist uns bei Gesprächen mit jungen Leuten besonders
aufgefallen. Sie erhoffen sich durch den zart aufkeimenden Tourismus
bessere Lebens- und Verdienstmöglichkeiten.
Mit der vollbepackten G/S verlassen wir die Hauptstadt, dieses Jahr
ist es etwas enger auf der Sitzbank, ich teile sie mit meiner Freundin
Marika. Die Dörfer mit ihren niedrigen geduckten Holzhäuschen
spiegeln den Baustil von Väterchen Russland wider.
Immer wieder hängen über den Gartenzäunen
bunte Decken - "Shirdak", die typischen Filzdecken dieser
Region. Während ich fotografiere kommt eine alte Frau aus dem
Haus und lädt uns ein zum üblichen "Tsai". Dazu
bekommen wir Fladenbrot und eine Schale mit (Masla) süßem
Rahm. Sofort werden auch die Familienfotos herumgereicht. Plötzlich
stehen alle auf und lassen uns in der Küche alleine, wir trinken
aus und folgen wenig später. Draußen im Hof herrscht
geschäftiges Treiben, die Schafscherer sind gekommen um die
Schafe von ihrem Winterpelz zu befreien. Das Vertrauen dieser Menschen
ist sehr groß, Fremde einfach alleine im Haus sitzen zu lassen.
Bei uns zu Hause unvorstellbar!
Am Abend schlagen wir unser Zelt am Ufer des Isyk
Kul auf, wir sind nicht lange alleine. Einige Burschen kommen angeritten,
sie haben eine Ziege dabei. Die wird gleich fachgerecht zerlegt
und schon prasselt das Fleisch in der Pfanne. Neben Zwiebeln wird
noch allerhand Grünzeug hinein geschnitten. Wir müssen
natürlich mitessen, da gibt es keine Widerrede.
Der obligate Wodka darf natürlich zum Abschluss nicht fehlen.
Kilometerlang führen Pappelalleen am See entlang, in der Sommerhitze
willkommene Schattenspender.
Eine Wiese übersät mit Felsbrocken manche mit Gravuren
der Scythen, die hier vor über 500 vor Christus lebten. Neben
Steinböcken, Wölfen und Hirschen entdecken wir auch Jagdszenen.
Kirgistan ist sehr reich an solchen Steinzeichnungen und Gravuren,
etwa zehntausend in unterschiedlichen Stilen soll es hier geben.
Das Unikum in Karakol ist Valentin, der Besitzer
von Yak Tours. Hier gibt es nach Tagen wieder einmal eine heiße
Dusche und auch die Küche von Valentins Frau ist nicht zu verachten.
Während der Sowjet Ära war Valentin Trainer der Kirgisischen
Moto Cross Nationalmannschaft. Er ist auch ein begnadeter Bastler,
aus einer alten Ural hat er sich ein Quad gebaut. Da er mit der
Leistung nicht zufrieden war, hat er mit diversen Schläuchen
ein spezielles "Vakuum Siistem" konstruiert.
Von Karakol fahren wir über den Chonashuu
Pass. Tien Shan - Himmelsgebirge -bezeichnen die Nomaden diese gewaltige
Gebirgsformation im Dreiländereck Kirgistan, Kasachstan und
China. Denn scheinbar bis zum Himmel ragen die Bergriesen Khan Tengry
und Pik Pobedy, was soviel wie "Gipfel des Sieges" heißt.
Sie sind zugleich auch die beiden nördlichsten Siebentausender
unserer Erde. Wir möchten so nahe wie möglich an die beiden
herankommen. Das Wetter zeigt sich nicht gerade von der freundlichsten
Seite. Valentin meint, es liegt zwar am Pass noch Schnee "Njet
Problem" denn es gibt eine LKW Spur. Schon am Beginn der erste
Schreck, eine Lawine versperrt den Weg. "Njet Problem"
wie Valentin sagte, es gibt ja eine Umleitung. Obwohl wir schon
Juni haben, lässt uns der letzte Winter deutlich spüren,
dass er in diesen Höhen noch Regie führt. Die Straße
in dieser Region, damals von den Russen erbaut, hatte aufgrund der
Nähe zur chinesischen Grenze vorwiegend strategischen Charakter.
Je höher wir kommen desto unwirtlicher wird das Wetter. Auf
über 3300 Metern scheinen wir schön langsam die Wolken
greifen zu können. Die Piste wird immer rutschiger und der
Schnee immer mehr. Endlich sind wir am Chonashuu angelangt und Valentin
hatte Recht, es gibt eine LKW Spur, war ja gar nicht so schlimm!
Das Wetter gibt uns keine Chance das Panorama zu genießen,
nun beginnt es auch noch zu regnen. Wir tasten uns langsam auf dieser
rutschigen Piste talwärts. So nun ist es wirklich aus, eine
Lawine blockiert die Straße. Hier gibt's zwar auch diese LKW
Spur, nur so einfach wird es hier nicht werden. Jetzt umdrehen wo
wir schon so weit sind, irgendwie wird es doch gehen. Zuerst begutachte
ich die Strecke zu Fuß, hin und wieder schauen Steine aus
dem Schnee, da müssten die Reifen sicher greifen.
Marika schaut etwas skeptisch, wenn das nur gut geht!
Ich versuche mit Schwung irgendwie durchzukommen, nach etwa fünfzig
Metern ist Endstation. Der Schnee ist einfach zu weich und schon
sitze ich fest. Also Kisten, Seesack und den Tankrucksack abmontieren.
Immer wieder gräbt sich der Reifen in den weichen Schnee, absteigen
Motorrad heraushieven, wieder sind einige Meter geschafft. So quälen
wir uns schiebend, fahrend über eine Stunde, um die Maschine
durch die Lawine zu bringen. Dann heißt es zurück marschieren
und das Gepäck nachholen. Eine schöne Schinderei, über
dreihundert Meter müssen wir alles schleppen. Wir keuchen gewaltig,
schließlich befinden wir uns hier auf über 3800 Meter!
Endlich geschafft, wir haben aber kaum Zeit um richtig zu verschnaufen.
Denn plötzlich beginnt es zu donnern und die Blitze sausen
neben uns nieder. So schnell haben wir die Maschine noch nie aufgepackt.
Immer wieder Bachläufe querend geht es langsam ins sichere
und wärmere Tal hinunter.
Nur einige Familien leben in diesem engen Tal. Wir fragen ob wir
unser Zelt auf einer der wenigen ebenen Flächen, neben dem
Haus aufstellen dürfen. In einer windschiefen Holzhütte
die kaum Schutz bietet, lebt ein Mann mit seinem Sohn. Alle Fenster
sind kaputt und so pfeift der Wind ungehindert durch. Wir dürfen
einen Raum nutzen und können uns hier das Frühstück
zubereiten.
Das Haus der Nachbarfamilie ist gemauert, daher etwas komfortabler.
Wir werden am Abend zum Tee eingeladen. Nachdem es noch immer regnet,
genießen wir die Wärme und die Gastfreundschaft dieser
lieben Menschen, die wir nie vergessen werden! Mangels gemeinsamer
Sprache unterhalten wir uns mit Händen und Füssen. Auch
die von zu Hause mitgebrachten Familienfotos sind sehr hilfreich.
Mit verschiedenen Spielen wird es ein vergnüglicher Abend.
Diese Familien müssen hier mit einem Minimum auskommen, bei
Ilja reicht es nicht einmal für Schuhbänder, als Ersatz
dient ein Stück Draht! Am Morgen mache ich dem kleinen Ilja
eine besondere Freude, ich nehme ihn eine Runde mit dem Motorrad
mit.
Glückselig, mit glänzenden Augen steigt er ab.
Die heißen Quellen bei Jeti Öguz speisen
ein Thermalbad. Hier genoss vor Jahren auch der damalige sowjetische
Präsident Boris Jelzin das Thermalwasser. Das will ich mir
nicht entgehen lassen, kann ja nie schaden. Nach dem entspannenden
Bad darf auch eine Massage nicht fehlen. Solche Massagen setzen
eine robuste Konstitution voraus, mein Masseur hat eher das Gefühl
eines Holzknechtes. Er schabt mir mit seinen rauen Händen fast
die Haut ab.
Das Barskoon Tal führt zum Suek Pass, den ich schon aus dem
letzten Jahr kenne. Die Schafscherer auf den Bergweiden verrichten
eine knochenharte Arbeit, denn hier gibt es keinen Strom. Eine Pause
ist angesagt, wir werden mit den Schafscherern zum Tee eingeladen.
Wie in dieser Region üblich, wird der Tee in einem Samovar
zubereitet. Da uns der Platz gefällt fragen wir die Familie
ob wir unser Zelt aufstellen dürfen, kein Problem. Ich habe
Bilder vom letzten Jahr dabei, die wir nach Kara Say, einem Dorf
auf über 3500 Meter, bringen wollen. Ein Reiter, ein Freund
der Familie kommt vorbei, neugierig schaut auch er sich die Bilder
an. Plötzlich zeigt er auf ein Bild und erkennt sich wieder.
Asselbek, so heißt der Mann, meint, dass ihm mein Motorrad
bei der Ankunft irgendwie bekannt vorgekommen sei. Vor Freude über
dieses Wiedersehen muss ich sofort mit seiner Kalaschnikow schießen.
Diese Familie, wie viele andere Kirgisen auch, sind Halbnomaden.
Sie haben im Tal ein Haus und ziehen während der Sommermonate
mit den Tieren auf die Bergweiden.
Serpentine um Serpentine schraubt sich die Straße den steilen
Hang hinauf. Sie ist in ungewöhnlich gutem Zustand. Der Grund,
eine kanadische Bergbaugesellschaft baut in den Bergen Gold ab.
Für deren riesige LKW wird die Straße so gepflegt. Auf
3500 Metern erreichen wir den Barskoon Pass und vor uns breitet
sich eine Hochebene aus. Aufgrund der klaren Luft bietet sich uns
eine fantastische Fernsicht. Hier zweigen wir ab zum Suek Pass.
Die Straße gleicht mehr einem Wildbach, gesäumt von meterhohen
Schneewänden. Im Gegensatz zum Vorjahr haben wir heuer mehr
Glück mit dem Wetter. Bei 40° C verließen wir die
Hauptstadt Bishkek, um bei 0°C und leichtem Schneefall den Pass
zu überqueren.
Ohne nennenswerte "Atemprobleme" bringt
uns die G/S auf 4028 Meter. Wenn man bedenkt wir stehen jetzt höher
als der Großglockner und das mit dem Motorrad!
Diese Region ist auch die Heimat des Marco Polo Schafes, finanzkräftige
Jäger aus dem Westen lassen sich solche Abschüsse einiges
kosten. Über 3000 Dollar kostet der "Spaß"?,
ewig schade um diese stolzen Tiere. Ein zweites, extrem scheues
Tier lebt auch hier - der Schneeleopard, eine vom Aussterben bedrohte
Art. Leider werden diese seltenen Tiere noch immer gewildert, obwohl
in Kirgistan darauf hohe Gefängnisstrafen stehen. Im chinesischen
Kashgar werden diese Felle unter der Hand für 1000 Dollar angeboten.
Vermutlich leben in den Bergen Kirgistans noch etwa 300 dieser herrlichen
Tiere.
Kara Say, dieses Dorf besteht nur aus wenigen Häusern. Die
Familie die wir da antreffen lebt sogar den Winter über hier.
Leider sind die Nachbarn, bei denen wir im letzten Jahr zu Gast
waren, noch im Tal. So lassen wir die Bilder hier und bitten die
Fotos weiterzugeben.
Bevor wir das Gebiet um den Isyk Köl betreten
können, müssen wir so eine Art von Öko Steuer entrichten,
denn der Isyk Köl ist zur Biosphären Zone erklärt
worden.
Der Isyk Köl liegt auf 1600 Meter, auf kirgisisch bedeutet
Isyk Köl "warmer See". Er wird auch als die "
Perle des Tien Shan" bezeichnet. Flächenmäßig
ist er nach dem südamerikanischen Titikaka See der zweitgrößte
Binnensee der Welt. Menschenleere Strände erwarten uns, wir
legen einen Badetag ein.
Während der Zeit als Kirgistan noch zur Sowjetunion gehörte,
war diese Region für Ausländer Sperrgebiet. Denn jahrelang
wurden von der Sowjetunion hier streng geheime U Boot und Torpedotests
unternommen. Für die damalige Oberschicht und verdiente Helden
des Proletariats wurden am Ufer riesige Hotelbunker erbaut. Diese
Hotels verkommen immer mehr, denn nach dem Zerfall des Sowjet Reiches
kommen kaum mehr Touristen aus dem ehemaligen "Mutterland".
Ein Mann fragt uns woher wir kommen. Wir, "aus Österreich".
Seine Antwort verblüfft uns.
"Ah, Kommissar Rex"! Wir sind perplex.
Es stellt sich heraus, dass diese österreichische Sendung in
Russland und auch in den GUS Staaten sehr beliebt ist. So antworten
wir manchmal nach der Frage woher - aus dem Kommissar Rex Land!
Der kirgisische Sommer beschert uns eine Spezialität "Kumiss",
vergorene Stutenmilch. Zweimal am Tag werden die Fohlen zu den Stuten
geführt, sie dürfen aber nur kurz an den Zitzen saugen.
Denn der Großteil der Milch wird zu Kumiss verarbeitet. In
der Küche hängt ein Ledersack, um die Gärung einzuleiten
wird mit einem Holzstock über vierhundert mal geschlagen. Wir
werden zu einer Kostprobe eingeladen. Fladenbrot wird gereicht und
die Kumiss Schalen werden immer wieder gefüllt. Kumiss hat
einen leicht säuerlichen Geschmack, ist aber sehr erfrischend.
Des Öfteren haben wir uns auch an den Straßenständen
der Nomaden eine Flasche davon gekauft.
Durch wildromantische Täler führt uns
die Schotterpiste. Der Wildbach rauscht, rundherum strahlen die
Gletscher in der Sonne, fast wie zu Hause.
Oh nein, nicht schon wieder! Die nächste Lawine blockiert die
Straße, zum Glück arbeitet schon ein Bagger um den Weg
frei zu machen. Plötzlich geht der Motor aus und das mitten
drinnen, was wenn er jetzt nicht mehr zum Starten geht. Vorbeikommen
ist unmöglich. Die Jungs basteln seelenruhig herum, nach einer
Stunde gibt er rauchend ein Lebenszeichen. Wir sind erleichtert,
sonst hätte das zweihundert Kilometer Umweg bedeutet.
Von Naryn fahren wir südlich in Richtung
Chinesische Grenze. Das Relief Kirgistans schließt beinahe
alle Landschaftsformen ein: Halbwüsten, Steppen, subalpine
Gebiete und Tundra. Die Gebirge nehmen mehr als 93 Prozent des gesamten
Territoriums ein, wobei 66 Prozent davon höher als 1500 Meter
liegen.
Knapp fünfzig Prozent dieser Fläche sind karges Hochgebirge,
ragen also mehr als 3000 Meter über den Meeresspiegel empor.
Tash Rabat - Rabat bedeutet soviel wie Karawanserei. Wir befinden
uns hier auf einer geschichtsträchtigen Route - der Seidenstraße.
Eine dieser Raststationen war Tash Rabat. Dieser antike Handelsweg
teilte sich in einen südlichen und nördlichen, der hier
durch Kirgistan führte. Eigentlich bestand die Seidenstraße
nicht nur aus diesen beiden Wegen, sondern aus einem Netzwerk von
vielen anderen Karawanenstraßen. Das Ende der Seidenstraße
kam, als die wertvollen Güter auf dem Seeweg von Asien nach
Europa transportiert wurden.
Bei Tash Rabat wechseln wir von den fünfzig Boxer Pferden auf
zwei PS, mit unserem Führer Milan reiten wir Richtung Torugart
Pass. Denn von dort oben kann man nach China hineinsehen. Anfangs
genießen wir den Ritt, aber je höher wir kommen desto
schlechter wird das Wetter wieder einmal. Es beginnt zu schneien,
da die Sicht immer schlechter wird müssen wir vorzeitig umdrehen.
Milan meint es kann sogar bis ins Tal schneien. So packen wir eiligst
zusammen um schnellstens in tiefere Regionen zu kommen. Im Naryn
Tal sind wir auf der Suche nach einem Quartier. Zum Zelten haben
wir keine Lust, denn auch hier hat es empfindlich abgekühlt.
Immer wieder fragen wir in den Dörfern nach
einer "Gastinica". Es wird langsam dämmrig, irgendwie
sollten wir schön langsam eine Unterkunft finden. Im nächsten
Dorf basteln zwei Männer am Straßenrand an ihrem Auto,
noch ein letzter Versuch. Ich habe eigentlich kein gutes Gefühl.
Wieder die obligate Frage, nach einer "Gastinica", die
verblüffende Antwort. "Sprechen sie Deutsch", wir
völlig perplex! Es stellt sich heraus der Mann ist Major der
kirgisischen Armee und erst vor kurzem von einer halbjährigen
Ausbildung bei der Deutschen Bundeswehr zurückgekehrt.
"Gastinica" gibt es hier keine, ich finde schon ein Zimmer
für euch. Inzwischen sind schon aus den übrigen Häusern
neugierige Dorfbewohner gekommen. Und wirklich, ein Mann vermietet
uns ein Zimmer.
Im Preis von umgerechnet sechs Euro ist Familienanschluss inkludiert.
Im Wohnzimmer werden uns Decken hergerichtet, schon nach kurzer
Zeit dampft auch wieder der Samovar und es gibt Tee, Fladenbrot
und Lagman - eine Nudelsuppe.
Ursprünglich wollten wir von hier zu den Hochweiden des Song
Köl. Auch am nächsten Tag keine Wetterbesserung, im Tal
nur Temperaturen von 10°C. Wir beschließen nach Bishkek
zurückzukehren.
Wir wollen mit Talant - dem Deutschlehrer im SOS
Kinderdorf - eine Bergtour bei Karakol unternehmen. Leider gingen
in dieser Region schwere Unwetter mit Schnee nieder, somit wird
es nichts mit der viertägigen Bergtour. Die Alternative, vierzig
Kilometer hinter der Hauptstadt, eine Tagestour ins Ala Archa Gebirge.
Von Talant erfahren wir, dass das Wetter in den letzten zwanzig
Jahren nicht so verrückt gespielt hatte als in diesem Jahr.
Der letzte Winter dauerte ungewöhnlich lange und war auch schneereicher
als sonst.
So genießen wir die Tagestour auf 3500 Meter. Viele namenlose
Gipfel erblicken wir, außer einem und der hat eine besondere
Geschichte. Talant führte im letzten Jahr einen Bayern hier
herauf. Der wollte wissen wie die verschiedenen Gipfel heißen.
Talant war erstaunt und meinte dass Namen für Berge bei den
Menschen hier kaum eine Bedeutung haben. Das konnte der Bayer nicht
verstehen und so gab er einem Gipfel einen typischen bayrischen
Namen "Pik Stoiber"!
Am nächsten Tag Besuch bei Talants Schwager. Natürlich
werden sofort sämtliche Spezialitäten aufgetischt. Als
Vorspeise geräucherte Hammelfettstreifen mit Dill, Yoghurt,
Fladenbrot, Masla (süßer Rahm), Kekse, Tee und als Hauptspeise
gebratenes Schaf und Gemüse.
Natürlich alles kunterbunt durcheinander!
Nach dem Tee werden die Schalen mit Wodka gefüllt, immer wieder
werden neue Trinksprüche gefunden. Auf die kirgisisch-österreichische
Freundschaft, die Reise, den Hausherren, Gesundheit, Eltern…usw.
die Trinksprüche sind so unerschöpflich wie der Vorrat
an Wodka!
Wir tauschen die Bergschuhe wieder gegen die Motorradstiefel,
und weiter geht's Richtung Ala Too Gebirge.
Ein "Restaurant" zu finden ist fast nie ein Problem.
In die Hofeinfahrt einige Tische gestellt, an das Garagentor einige
bunte Malereien und schon ist das Restaurant fertig. Für etwa
einen Euro pro Person bekommen wir ein Mittagessen. Die Nudeln werden
von Hand hergestellt. Ein typisches Landes -Gericht, Lagman, Suppe
mit Nudeln, Gemüse und Fleisch.
Eine serpentinenreiche Straße führt
zum Töö Ashuu Paß auf 3500 Meter und weiter zum
Song Köl.
Geschafft, wir haben die Hochebene des Song Köl erreicht. Endlich
wieder richtig Sommer, die Sonne knallt herab, die Temperatur liegt
über 30° C.
Die Freude über das schöne Wetter dauert nur kurz, denn
von allen Seiten ziehen in kürzester Zeit wieder finstere Wolken
auf. Temperatursturz innerhalb einer halben Stunde, die Temperatur
sinkt unter 10°C. Wir sind hier schließlich auf über
3000 Meter. Normalerweise sind die Weiden schon im Mai von den Nomaden
bevölkert. Aufgrund des lang anhaltenden Winters treffen wir
in diesem Jahr erst vereinzelt auf Nomaden in ihren Jurten.
Zur Begrüßung bekommen wir sogleich
eine Schale erfrischenden Kumiss angeboten. Diese Familie gehört
zu der Organisation Shepherds Live, die kirgisische Art von "Urlaub
am Bauernhof". Neben der Familienjurte steht die Gästejurte.
Alle Jurten von Shepherds Live haben einheitliche Preise, Übernachtung
mit Frühstück 180 Som = ca. 4,- Euro, 1 Mittagessen 90
Som = ca. 2 Euro. Wir buchen "all inklusive", mit Badezimmer,
allerdings im Freien. Der Service geht sogar soweit, dass uns eine
gebrauchte Zahnbürste angeboten wird.
Die Kinder genießen die Ferien auf dem Song Köl, müssen
aber trotzdem mit anpacken. Denn jeder muss hier seinen Beitrag
leisten. In dieser Höhe gibt es kein Brennholz, so marschieren
die Kinder über die Weiden um die Kuhfladen zum Trocknen aufzustellen.
Das Einsammeln der getrockneten Kuhfladen wird spielerisch betrieben
und ist eine richtige Hetz. Auf einer verbeulten Blechwanne lassen
sie sich von einem Esel über die Wiese ziehen. Statt Schijöring
so eine Art Kuhfladenjöring.
Ende August kommen wir ein zweites Mal nach Kirgistan,
anlässlich des Unabhängigkeitstages findet in Bishkek
das traditionelle Kök Böru statt. Mit dabei - Usbeken
- Kasachen - Russen - und Tadjiken. Der Ursprung dieses Reiterspieles
entstammt der Legende "Fang den Wolf". Heutzutage wird
dafür eine tote Ziege verwendet. Die Freude ist groß,
die Kirgisen haben den Wettkampf gewonnen.
Der Sommer zeigt sich in seiner vollsten Pracht.
An der Straße werden jede Menge wohlschmeckender Marillen
angeboten, die in dieser Region bestens gedeihen. Weiters verschiedene
Stände mit Wasser- Honig- Zucker Melonen, wir können uns
manchmal nicht entscheiden, denn alles schmeckt hervorragend. Teilweise
haben die Bauern ihre Betten neben den Obstständen aufgestellt
und leben so wochenlang mehr oder weniger an der Straße, denn
täglich kommt frischer Nachschub von den Feldern.
Wir überqueren das Ala Too Gebirge. Eine Familie winkt uns
zum Tee heran, da es schon später Nachmittag ist beschließen
wir gleich unser Zelt aufzubauen. Die Großeltern verbringen
den Sommer hier mit dem Enkel. Bis Ende Oktober, so das Wetter gut
bleibt, wollen sie mit den Schafen und Kühen bleiben. Die Nacht
ist kühl, die Sterne fast zum Greifen,am Morgen überall
Reif. Kein Wunder, wir sind hier schon wieder über dreitausend
Meter.
Nach der angenehmen Bergluft schlägt uns
brutale Hitze entgegen, die Temperaturen erreichen an die vierzig
Grad. Bei Toktogul wird der Naryn in mehreren Stufen aufgestaut.
Zwischen fünfzig und siebzig Kilometer sind diese Stauseen
lang. So wohltuend fürs Auge, so belastend für unsere
Lungen ist dieser Straßenabschnitt. Über hundert Kilometer
Baustelle, das bedeutet Slalom zwischen den Russ- und Staubwolken
produzierenden alten russischen LKW.
Bei Tash Kömür lassen wir am späten Nachmittag die
Baustelle hinter uns und zweigen ins Kara Suu Tal ab. Unser Tagesziel
ist noch über 80 Kilometer entfernt, der in den Bergen gelegene
See bei Sary Chelek. Aufgrund der schlechten Piste kommen wir nur
sehr langsam voran, es beginnt bereits zu dämmern. Wir stellen
unser Zelt am Fluss auf, ein Vollbad unter einem grandiosen Sternenhimmel
entschädigt uns für die vielen staubigen Kilometer.
Die Region um Sary Chelek zählt auch zu den Biosphären
Reservaten Kirgistans.
Dadurch ist auch eine Eintrittsgebühr fällig, 400,- Som
für kirgisische Verhältnisse geschmalzen, umgerechnet
8,- Euro pro Person. Die schmale Schotterpiste windet sich den Berg
hinauf, vorbei an unzähligen wilden Nussbäumen. Auf 1900
Metern liegt der See, eingebettet zwischen Felswänden. Über
eine Länge von sieben Kilometern erstreckt sich die Wasserfläche,
entstanden vor über 800 Jahren nach einem Erdbeben.
Unser Zimmerwirt ist schon im Morgengrauen ins nächste Dorf
aufgebrochen, um am Markt eine Kuh zu verkaufen. Lautstark wird
hier gefeilscht, immer wieder klatschen die Hände der Männer
aufeinander, immer und immer wieder bis man sich schließlich
über den Preis einig ist. Wir werden von einer Frau angesprochen,
die Englisch Lehrerin des Dorfes. Stolz führt sie uns über
den Marktplatz und dolmetscht für uns. So erfahren wir auch
die Tagespreise der Tiere. Zum Abschied lädt sie uns noch auf
eine erfrischende Schale Kumiss ein.
Das Klima ist hier geprägt vom Fergana Becken.
Der Großteil dieser fruchtbaren Ebene liegt in Usbekistan,
deren Ausläufer bis Kirgistan reichen. Orientalisches Flair
hat der Basar von Osh zu bieten. Wir spazieren durch die Gassen,
überall kunstvoll aufgetürmt Obst und Gemüse. An
jeder Ecke strömen uns verschieden Düfte in die Nasen.
Immer wieder bekommen wir Kostproben von den überaus freundlichen
Händlern angeboten.
Die Tage in Kirgistan, die uns durch beeindruckende
Landschaften führten und durch Begegnungen mit äußerst
gastfreundlichen Menschen einen bleibenden Eindruck hinterlassen,
neigen sich leider dem Ende zu.
Problemlos überqueren wir die Grenze zu Usbekistan. Wo meine
G/S ein neues Winterquartier bezieht. Denn diese Region hat noch
viel Interessantes zu bieten.
Aber das wird wiederum eine andere Geschichte……………
INFO:
Visa:
Botschaft der Kirgisischen Republik
Invalidenstraße 3/8
1030 Wien
E-Mail: [email protected]
01/535037915
2 Fotos, 2 Anträge
USD 42,50
1 € ca. 50,- Som
1 L Benzin 95 Oktan 16,- Som
|