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RUSSLAND
Name: Rossiskaja Federazija (Rossija)
Hauptstadt: Moskau, 8,75 Mio. EW
Fläche: 17.075.000 km²
Staatsoberhaupt: Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin
Regierungsform: Präsidialdemokratie mit föderativem Staatsaufbau
Bevölkerungszahl: 143,5 Mio. (ca. 2/3 im europäischen
Teil)
Landessprache: Russisch
Währung: Rubel, 1 € = 35 Rubel
1 Liter Benzin 92 Oktan
Rubel 10,-
Der mongolische Zöllner
knallt den Ausreisestempel in unsere Pässe, auf nach Russland.
Was wird uns hier erwarten, es kursieren alle möglichen Geschichten
über den russischen Zoll. Am Einreiseschalter ein Zettel in
russisch, englisch und französisch dass für jedwede Amtshandlung,
Stempel und dergleichen keine Kosten anfallen. Wir bekommen sogar
das Deklarationsformular in Deutsch ausgehändigt. Die Abfertigung
geht zügig voran, ein oberflächlicher Blick in unsere
Alu Kisten und schon sind wir abgefertigt. Wir sind in Russland,
bzw. in Sibirien, es ist schon später Nachmittag unser nächstes
Ziel Ulan Ude.
Aufgrund fehlender Beschilderung ist es nicht sehr leicht in Ulan
Ude ein Hotel zu finden. Hilfe erhalten wir von den Gästen
einer Geburtstagsparty, zu der auch wir herzlich eingeladen sind.
Das Hotel hat leider keine Garage für unsere Motorräder.
So geht eine Frau mit mir zur Post zum Telefonieren. Es wird lange
hin- und her diskutiert, am Rückweg zum Hotel sagt sie zu mir
"Police is coming". Nach einer halben Stunde braust ein
Polizei Jeep vors Hotel. Drei Polizisten springen heraus, mit Kalschnikows
und schusssicheren Westen. Mit freudigem Hello werden wir begrüßt.
Die Polizisten geben uns zu verstehen ihnen zu folgen. Mit Blaulicht
und Sirene geht es zur Polizeikaserne, wo unsere Bikes einen sicheren
Platz bekommen.
Anschließend bringt uns die Polizei wieder zurück zum
Hotel, wo dann bis spät in die Nacht gefeiert wird.
Immer wieder wird an der Straße schmackhafter geräucherter
Fisch angeboten, wir haben den Baikal See erreicht. Es ist gar nicht
so leicht eine Zufahrt zum See zu finden. Über einen Feldweg
und kleinere Hindernisse erreichen wir das Ufer des Baikal Sees.
Der Baikal See ist mit einer Länge von über 630 Kilometern
und 1630 Metern Tiefe der tiefste See der Erde. In ihm lagern fast
fünfzig Prozent der Süßwasserreserven der Welt.
Die "Perle Sibiriens" wird er auch genannt. Davon merken
wir leider nicht viel, denn das Wetter spielt nicht so recht mit.
Immer wieder beginnt es zu regnen. Wir schlagen unser Zelt am Ufer
auf und sind nicht lange alleine. Zwei Familien aus Irkutsk haben
sich denselben Platz ausgesucht und verbringen hier das Wochenende.
Teilweise sind selbst gezimmerte Tische und Bänke vorhanden,
auch ein Dach kann nicht schaden. Wir werden sofort eingeladen,
es wird aufgetischt was die Sibirische Küche zu bieten hat.
Anfangs haben wir mit unserem wenigen Russisch noch etwas Probleme.
Aber im Laufe der Nacht und zunehmendem Wodka Konsum, dem wir uns
nicht entziehen können, klappt die Verständigung immer
besser! Nach dieser langen Nacht müssen wir noch einen Erholungstag
anhängen, denn die Knie sind zu weich um weiterfahren zu können.
Wir erreichen Irkutsk,
in Ermangelung einer sicheren Garage stellen wir unsere Motorräder
in den Hoteleingang, Njet Problem!
Irkutsk, gegründet von Kosaken als Garnison um die dort ansässigen
Burjaten zu kontrollieren. Im 17. Jahrhundert war Irkutsk auch der
Ausgangspunkt für Expeditionen in den fernen Norden Sibiriens.
Irkutsk bekam auch den Namen das Paris von Sibirien. An so manchen
Bauten lässt sich heute noch erahnen, dass die Stadt den Beinamen
nicht zu Unrecht erhalten hat.
In den Parkanlagen genießen die Irkutsker den kurzen sibirischen
Sommer und am Ufer der Angara wird bis spät in die Nacht hinein
gefeiert.
Das Angebot auf den Märkten ist groß, nur leistbar ist
es nicht für jeden. Denn am Zerfall der Sowjetunion leidet
auch Sibirien. Sehr häufig sieht man verfallene Fabrik Ruinen.
Die Menschen im Osten werden von der Regierung vergessen, alles
konzentriert sich westlich des Urals und um Moskau.
Im Sommer eines der Wahrzeichen auf Russlands Straßen, die
gelben Kvas Fässer. Dieses Erfrischungsgetränk wird aus
Schwarzbrot hergestellt. Es ist beliebt und vor allem billig, schmeckt
ähnlich unserem Malzbier.
Der Stand der Technik hinkt großteils hinterher. Wie rumpelnde
Wellblechgaragen poltern die alten Straßenbahnen über
die Schienen. Und auch so mancher alte Moskvich streikt mitten auf
der Straße. Seelenruhig wird mitten im Verkehr repariert.
Einem der bekanntesten Söhne von Irkutsk wurde hier ein Denkmal
gesetzt, dem ersten Menschen im All, dem Kosmonauten Juri Gargarin.
Viele Parkplätze
an der M 53, der Transitroute werden zum Marktplatz umfunktioniert.
Jede Menge Pilze und Beeren aus den Wäldern, Kartoffel, Gemüse,
Käse und Milch werden angeboten. Jeder versucht irgendwie über
die Runden zu kommen. Die Idylle trügt, wenn man die bunten
Holzhäuschen sieht. Das Leben in Sibirien ist hart, sehr hart.
Es gibt kein fließendes Wasser. Auch im Winter bei bis zu
- 40°C, müssen die Menschen ihr Wasser aus Zugbrunnen vor
dem Haus holen.
Für uns scheinen
die Weiten endlos, erst recht für Radfahrer. Wir treffen drei
Finnen sie kommen über das Baltikum, quer durch Russland, ihr
Ziel liegt im fernen Osten in Wladivostok. Drei Monate sind sie
schon unterwegs, eines haben sie noch um ihr Ziel zu erreichen.
Zu dritt ist so eine Tour einigermaßen abwechslungsreich,
aber allein! Ein einsamer Radfahrer entpuppt sich als Österreicher,
aus der Nähe von Salzburg. Er hat mehr oder weniger "open
end" und ist nach Japan unterwegs. Dort will er sich eine Arbeit
suchen um die nächsten Jahre in Asien zu verbringen.
Gelegentlich treffen
wir auch einheimische Motorradfahrer. Unterwegs sind sie mit dem
russischen Motorrad, einer Ural! Die Russen sind Improvisationskünstler.
Kaputte Speichen werden im wahrsten Sinn des Wortes russisch durch
Einschweißen von Flacheisen ersetzt. Immer wieder passiert
es uns, dass die Leute auf unsere BMW's zeigen und meinen "Prinzip
Ural". Worauf wir antworten "Njet" Prinzip BMW und
zeigen auf die Ural. Man weiß anscheinend nicht, dass die
Sowjets nach dem Zweiten Weltkrieg die BMW's konfisziert haben um
sie dann hier zu kopieren, aber technisch ist es ihnen nicht besonders
gelungen.
Mit der Verpflegung unterwegs
gibt es keine Probleme. Seit Privatinitiative erlaubt ist, entstehen
kleine Raststätten. Nur ein Problem gibt es für uns. Wir
können zuwenig kyrillisch und daher die Speisekarte nicht lesen.
So zeigten wir einfach auf die Gerichte anderer Reisender, die uns
als schmackhaft erscheinen. Eines der häufigsten Gerichte auf
der Strecke ist, "Schaschlik"- Grillspieße. Dazu
gibt es jede Menge Salat und Gemüse. Diese Vitamine haben wir
in der Mongolei vermisst. Die Küchen hier sind zwar einfach,
geschmeckt hat es meist sehr gut. Manchmal sehen die Raststätten
aus wie eine Baubaracke. Hier kochen Mutter und Tochter. In Handarbeit
werden Pelmicki, kleine Teigtaschen unseren Ravioli ähnlich,
hergestellt. Als Nachspeise gibt es häufig Plini, ähnlich
unseren Palatschinken mit süßem oder saurem Rahm.
Wir überqueren einen der größten Flüsse Sibiriens,
den Yennisey und erreichen Krasnojarsk. Ein Problem ist es manchmal
in diesen riesigen Städten ein Hotel zu finden. Die Polizei,
dein Freund und Helfer, hat hier einen Kontrollposten. Als sie uns
sehen lassen sie die Autofahrer ungeschoren und wenden sich uns
zu. Sofort die neugierigen Fragen, woher? wohin? Wir versuchen ihnen
zu erklären, dass wir auf der Suche nach einem Hotel sind.
Der Kommandant stellt uns nach dem üblichen Foto gleich zwei
seiner Männer zur Verfügung, die uns zu einem Hotel lotsen.
Mit der Polizei haben wir immer gute Erfahrungen gemacht. Nichts
von all den Horrorgeschichten korrupter Polizisten, die einen abkassieren.
Denke, wenn man sich wie bei uns an die Verkehrsvorschriften hält,
gibt es keine Probleme. Nur die Einheimischen haben es sicher schwerer
mit den Behörden. Nicht nur hinein - auch das herausfinden
aus den riesigen Städten ist aufgrund der spärlichen Beschilderung
nicht einfach. Genosse Lenin ist auch noch immer präsent. Neben
modernen Wohnbauten, prägen auch noch immer die alten sibirischen
Holzhäuser die Großstädte.
Weiter nach Westen, Richtung Novosibirsk führt uns die Straße.
Bei diesen Entfernungen muss natürlich auch mal getankt werden,
das Tankstellennetz ist ausreichend. Das Tanken in Russland ist
nicht einfach. Zuerst muss man die Liter angeben, was für uns
nicht einfach ist, weil wir nicht genau wissen wie viel wir schon
verbraucht haben, dann bezahlen. Das Geld legt man in eine kleine
Blechdose, die einem durch einen Schlitz zugeschoben wird, denn
die Kassierer sitzen hinter Gitter und Panzerglas, dann erst läuft
die Pumpe.
Hotel: Gusinoozersk, DZ
Rb. 220,-
Irkutsk DZ Rb. 1050,-
Kraznoyarsk Hotel Tourist DZ Rb. 1080,-

KASACHSTAN
Name: Kazakstan Respublikasy
Hauptstadt: Astana seit 10.12.97, ca.500.000 Einwohner
Fläche: 2 717 300 km²
Staatsoberhaupt: Nursultan Abischewitsch NASARBAJEW
Regierungsform: Republik mit starker Stellung des Präsidenten
Bevölkerungszahl: 14,8 Mio. EW, 53 % Kasachen, 30 % Russen,
Ukrainer, Deutschstämmige. 116 offiziell anerkannte Nationalitäten
Landessprache: Kasachisch (Staatssprache), Russisch (Verkehrssprache)
Währung: Tenge 1€ = 165 Tenge
1 L Benzin 92 Oktan ~ 50 Tenge
Von Sibirien gelangen wir nach Kasachstan. Von
Semey durch die kasachische Steppe nach Almaty der ehemaligen Hauptstadt
Kasachstans. Die jetzige Hauptsstadt Astana wurde vom größenwahnsinnigen
Präsidenten mitten in der Steppe aus dem Boden gestampft.
Kasachstan ist das neuntgrößte Land unserer Erde und
liegt im Herzen der Eurasischen Steppe. Dieser Streifen Grasland
erstreckt sich von der Mongolei bis nach Ungarn. Dieses Grasland
war mehr oder weniger die Autobahn auf dem Weg ins Abendland und
zugleich Weidegrund der nomadisierenden Reitervölker vor über
tausend Jahren. Die Kasachen waren schon immer ein Nomadenvolk.
Daher gibt es auch keine antiken Ruinen. Die wenigen historischen
Erinnerungen entstammen nicht der kasachischen Kultur.
Die Grenzkontrollen verlaufen ohne Schikanen, nicht wie man uns
zu Hause prophezeit hatte. Immer wieder stoßen wir auf deutsche
Wurzeln. Der russische Grenzpolizist spricht uns in gebrochenem
Deutsch an. Er erzählt seine Mutter war eine ehemalige Wolgadeutsche.
Die erste große kasachische Stadt ist Semey, das ehemalige
Semey Palatinsk.
Die Sowjets unterhielten hier über 40 Jahre lang, ca. 150 Km
nördlich von Semey, ein Atomtestgelände. In dieser Zeit
ließen sie über 470 Atombomben in der Region explodieren.
Noch heute ist diese Region verstrahlt.
Auch hier in Kasachstan
erlebt die Russisch-orthodoxe Kirche eine neue Blüte. Wir lernen
einen jungen Popen kennen, er führt uns durch seine Kirche.
Voll Stolz weist er darauf hin, dass jetzt wieder heilige Messen
gefeiert werden dürfen. Seit über zwei Jahren arbeitet
ein Restaurateur an der Kirche, um sie wieder im alten Glanz erstehen
zu lassen.
Trostlos zieht sich der raue Asphalt durch die kasachische Steppe.
Die Temperaturen steigen Richtung 40°C. Ein kasachischer "Drive
Inn", hier wird Trockenfisch angeboten. Die Leute bleiben stehen,
holen sich aus einem alten Koffer den Fisch und legen das geforderte
Geld hinein. Auch wir nutzen die Gelegenheit um uns zu erfrischen.
Sofort sind wir umringt von neugierigen Kasachen, und das üblich
Frage - und Antwortspiel "woher - wohin"? beginnt. Die
allerwichtigste Frage ist jedoch, skolko Dollar Motorcicle!
Die kasachischen Steppenseen sind im Ausland dafür bekannt,
dass man hier Welse und andere Großfische fangen kann. An
einem getrockneten Kopf können wir erahnen, dass es sich hier
nicht um Fischerlatein handelt.
Da wir weit und breit keine Raststätte finden schlagen wir
in der Steppe unser Zelt auf und werden mit einem grandiosen Sonnenuntergang
belohnt.
Wir frühstücken am nächsten Morgen bei einer Tankstelle
und trauen unseren Augen kaum. An der Wand hängt ein Poster
von Hallstatt.
Auch in Kasachstan ist
das Pferdefuhrwerk ein gebräuchliches Transportmittel. Nach
der schier endlosen Steppe tauchen die ersten Hügel u. Berge
auf. Zwar nur für eine optische Abkühlung, sorgen die
mit Schnee bedeckten Berge am Horizont. Es sind die Ausläufer
des Tian Shan Gebirges, das sich durch Kirgistan bis nach China
erstreckt.
Die Apfelbäume in den Gärten sind zum Bersten voll. Die
Äpfel werden direkt vermarktet. In den Dörfern bis Almaty
reiht sich ein Apfelstand an den anderen. Eigentlich gibt es die
Äpfel nur Kübel weise. Aber wohin damit am Motorrad. Für
uns haben die Frauen eine Ausnahme gemacht, ein Kilo reicht. Bis
der nächste Kunde kommt setzt man sich auf ein Schwätzchen
zusammen, oder es wird Schafwolle gesponnen. Wir sind daher eine
willkommene Abwechslung für die Damen. Mit unserem spärlichen
Russisch entsteht doch eine kleine Unterhaltung.
Und dafür werden wir mit einem goldenen Lächeln belohnt.
Auch hier sind Goldzähne noch immer so eine Art von Statussymbol.
Almaty, das frühere Alma Ata, was soviel wie Stadt der Äpfel
bedeutet. Die Vier - und Fünftausender hinter Almaty mit ihren
Gletschern bescheren der Stadt großen Wasserreichtum. Dementsprechend
viele Parks gibt es in der Stadt. Die vielen Bäume sind in
der Sommerhitze, wo Temperaturen bis um die 40°C herrschen willkommene
Schattenspender. Hier herrscht extrem kontinentales Klima, heiße
Sommer und sehr kalte Winter, mit Durchschnittswerten bis zu minus
30°C.
Im Panfilov Park steht eine der schönsten Kirchen Kasachstans,
die Zenkor Kathedrale. Sie ist vollständig aus Holz und ohne
Nägel erbaut worden. Während der Sowjet Ära diente
die Kirche als Museum und Konzerthalle. Erst 1995 wurde sie wieder
an die Russ. Orthodoxe Kirche zurückgegeben.
Wenige Kilometer hinter Almaty geht es in die Berge und wir erreichen
innerhalb kurzer Zeit eine Höhe von 2200 Meter. Wir befinden
uns hier in einem der kasachischen Schigebiete. Es sieht fast so
aus wie in unseren Alpen mit ihren Liftanlagen. Einer der bekanntesten
Orte hier ist Medeo. Medeo besitzt eines der höchst gelegenen
Eisstadien der Welt. Diese Eisbahn von Medeo war ein hervorragender
Platz um ein Höhentraining zu absolvieren. Speziell die Eisschnellläufer
des ehem. Ostblocks brachten sich hier in Form.
Wir verlassen Kasachstan und erreichen Usbekistan.

USBEKISTAN
Name: Özbekistan
Respublikasy
Hauptstadt: Taschkent, 2,1 Mio. Einwohner
Fläche: 447.000 km²
Staatsoberhaupt: Präsident Islam Abduganiewitsch Karimow
Regierungsform: Republik, Präsidialdemokratie mit Einkammerparlament
Bevölkerungszahl: ca. 24,7 Mio. Einwohner
Landessprache: Usbekisch; Russisch
Währung: SUM (UZS) 1 € = 1050 Sum
In Usbekistan verbringen
wir unsere erste Nacht in der Provinzhauptstadt Fergana. Die BMW
darf in der Hotelhalle übernachten. Das Hotel ein typischer
alter Bunker aus der Sowjet Zeit. Mit dunklen schier endlosen Gängen,
einer Glühlampe und herunterhängenden Tapeten. Eine Atmosphäre
wie in einem alten Agentenfilm. Unser Frühstück nehmen
wir lieber an einer "Autobahnraststätte" ein. Zur
Begrüßung räuchert man uns mit diversen Kräutern
aus, um scheinbar böse Geister zu vertreiben. Das hat Marika
bitter nötig. Denn in der Nacht zuvor, im Hotel hat sie sich
einige lästige Mitbewohner eingefangen, die enormen Juckreiz
und rote Flecken verursachen. Der Wirt bietet uns gleich ein deftiges
Frühstück an, bestehend aus einer Art Gulasch mit Nudeln.
War nicht ganz nach unserem Geschmack. Wir begnügen uns mit
Fladenbrot und Tee.
Das Fergana Tal ist eine riesige fruchtbare Ebene mit über
22 000 Quadrat Kilometern. Es gibt reichlich Früchte, Melonen,
Weintrauben, u.s.w. Die Hauptproduktion dieser Region macht aber
die Baumwolle aus. Die Sowjets legten in den 60ern mit einer Besessenheit
riesige Baumwollmonokulturen an. Diese Kulturen müssen in der
niederschlagsarmen Region künstlich bewässert werden.
Für die Bewässerung wird stets Wasser aus der Syr Darja
einem der großen Zuflüsse des Aralsees abgeleitet. Dies
hat das Austrocknen des großen Binnensees beschleunigt. Jetzt
Mitte September ist die Baumwollernte in vollem Gange. Auf diesen
schier bis zum Horizont reichenden Feldern, Pflücken vorwiegend
Frauen. Und das in der prallen Sonne bei über 40°C. Als
die Frauen uns sehen legen sie sofort eine Pause ein. Kichernd kommen
sie näher um zu erfahren wer wir sind und von wo wir kommen.
Trotz der schweißtreibenden Arbeit sind sie zu Scherzen aufgelegt
und haben für uns ein Lächeln übrig.
Zu Erntehelfern werden auch von der Regierung Schüler und Studenten
verpflichtet. Ein fleißiger Baumwollpflücker schafft
zwischen 50 u. 100 Kilo pro Tag, als Entlohnung bekommen sie €
1,50 - € 3,-.
Immer wieder gibt es an der Hauptstraße kleinere Raststätten
deren Schatten wir gerne nützen. Marika ist besonders umlagert
von den Marktfrauen. Denn selten sieht man hier Ausländerinnen,
noch dazu mit Motorradkleidung.
Stolz präsentieren die Frauen ihr kunstvoll verziertes Fladenbrot
und wir werden zu Tee und Brot eingeladen.
Nach den einsamen Straßen
Sibiriens, saugt uns das dreispurige Verkehrsgewühl von Tashkent
regelrecht auf. Vor uns ein Rußwolken produzierender alter
Sowjet LKW. Plötzlich springt nach dem LKW ein Polizist auf
die Straße und stoppt uns. Demonstrativ hält er eine
antiquierte Radarpistole in der Hand und fragt mich wie schnell
ich war. Zugegebener Maßen habe ich keine Ahnung wie schnell
man in Usbekistan fahren darf. Guter Rat ist teuer, was soll ich
antworten? Nicht zu niedrig und auch nicht zu hoch, so beginne ich
mit shest (sechzig)! Der Hüter des Gesetzes meint hier dürfe
man nur tritsat (dreißig) fahren. Oh, das ging daneben, jetzt
will er sicher Geld und schon reibt er Daumen und Zeigefinger. Da
sprudelt es bei mir im Dialekt hervor:" Aha, mich abkassieren
weil ich Ausländer bin, den LKW der dieselbe Geschwindigkeit
fuhr, bei dem macht es nichts". Der Polizist ist ob meiner
Reaktion etwas perplex. Das Überraschungsmoment nutze ich sofort,
mein Blick fällt auf das GPS, mein Joker. Ich winke den Polizisten
heran und zeige auf das Display, mit der Anzeige von 29,6 Km/h.
Was er nicht weiß, es handelt sich hierbei um die Durchschnittsgeschwindigkeit.
Mit dem Finger zeige ich nach oben und meine "Sputnik Controll
". Nun ist er mit seiner Weisheit am Ende, betrachtet seine
alte Radarpistole und ist sich ob der Funktionalität nicht
mehr sicher. Er schüttelt den Kopf, gibt mir einen Klaps auf
die Schulter und ruft "Dawei"! Puh, das war knapp, also
in Zukunft etwas aufpassen!
Ohne weitere Probleme erreichen wir das SOS Kinderdorf, wo wir von
Direktor Kamal schon freudig erwartet werden. Hier, abgeschirmt
vom Trubel der Stadt, spannen wir einige Tage aus. Wir lassen einen
Teil unseres Gepäcks (die komplette Campingausrüstung)
im Kinderdorf zurück, denn in den historischen Seidenstraßenstädten
gibt es laut Reiseführer genug Gästehäuser.
Mit einem Drittel weniger Gepäck, macht Motorradfahren gleich
doppelt soviel Spaß.
Am Weg nach Samarkand
reiht sich ein Stand an den anderen. Äpfel, Birnen, Käse
Honig und Säfte werden hier angeboten. An einem dieser Stände
will uns ein Mann eine riesige Melone, mit einem Gewicht von über
zehn Kilogramm schenken. Aber wohin damit auf dem Motorrad? Es wird
schon dämmrig und Samrakand ist noch weit entfernt. So fragen
wir in einem Dorf drei Männer vor dem Teehaus, ob es hier eine
Gastinica gibt. Einer meint spontan, wir können ja bei ihm
übernachten. Da er aber noch etwas zu besorgen hat, schickt
er einfach seinen Tischnachbarn mit uns zu seinem Haus. Der erklärt
der Hausfrau mit einigen Worten die Situation. Sofort werden wir
freundlich aufgenommen und reichlich bewirtet.
Samarkand, welch klingender
Name, ein Traum wird wahr, einer der bekanntesten Orte an der ehemaligen
Seidenstraße gelegen, ist erreicht. Was muss das für
eine Erleichterung für die Karawanen gewesen sein, nach den
heißen und gefährlichen Steppen die schützende Oasenstadt
zu erreichen. Heutzutage ist eher das starke Verkehrsaufkommen in
den Städten der gefährlichere Teil so einer Tour. Schnell
finden wir ein nettes Guesthouse mit schattigem Innenhof.
Wir gönnen der BMW einige Ruhetage, denn hier gibt es einiges
zu besichtigen. Die zahlreichen Monumente in Samarkand und Umgebung
faszinieren durch ihre Schönheit und Pracht, feinen architektonischen
Formen, kunstvollen Ornamenten und Mosaiken, tiefblau gefliesten
Kuppeln und Fassaden.
Einer der bekanntesten Plätze im Zentrum ist der Registan.
Um diesen riesigen Platz gruppieren sich prachtvoll verzierte Medressen
(Koranschulen). An einigen dieser Bauwerke ist das letzte Erdbeben
leider nicht spurlos vorüber gegangen.
"Hier spricht man
Deutsch" - die Aufschrift eines Souvenier Ladens, ein Attribut
an den Tourismus. Der Besitzer fragt nach unserer Herkunft. Als
er hört, dass wir aus Österreich kommen, sprudelt es sogleich
aus ihm heraus wie schön Österreich sei. Außerdem
habe er eine besondere Beziehung zu unserem Land, denn vor einigen
Jahren hat er in Wiener Neustadt eine künstliche Hüfte
bekommen. Aus diesem Grund bekommen Österreicher natürlich
einen speziellen Rabatt. Seine Überredungskunst nützt
trotz des Sonderrabattes nichts. Einige Strassen weiter gibt es
die gleichen Souvenirs ohne Österreicher-Rabatt wesentlich
billiger.
Geschäftiges Treiben herrscht auch am Basar; alle möglichen
exotischen Düfte strömen in unsere Nasen. Eine derartige
Vielfalt und Größe von Melonen haben wir noch nirgendwo
gesehen. Daumengroße Weintrauben, Pfirsiche, immer wieder
werden uns Kostproben von diesen schmackhaften Früchten angeboten.
Nach soviel Kultur rollt
unser Bike wieder einige hundert Kilometer durch die Steppe zur
nächsten Oase, nach Buchara.
Nördlich von Buchara liegt der Sommerpalast des letzten Emirs
von Buchara Alim Khan. Erbaut von Russischen Architekten, die Inneneinrichtung
stammt allerdings von lokalen Künstlern. Mit Prunk und Gold
wurde nicht gespart. Faszinierend die Details der Kachelmuster.
Schon damals war deutsche Handarbeit bis nach Zentralasien bekannt.
Die Kachelöfen im Palast stammen aus dem Schwarzwald. Auch
der jetzige Präsident Karimov unterscheidet sich nicht von
den alten Herrschern und den Kollegen der umliegenden Staaten. Er
lebt genauso im Luxus und Prunk auf Kosten des Volkes.
Pompös wirken die bulligen Mauern, mit den bauchigen Wehrtürmen
der Burg von Buchara. Im Innenhof sind leider nur mehr einige Gebäude
erhalten geblieben, fast dreiviertel davon sind Ruinen oder besser
gesagt nur mehr Schutthaufen.
Dagegen wirkt der zentrale Platz Bucharas, Labi-hauz mit einem riesigen
Teich richtig idyllisch. Labi-hauz kommt aus dem Tajikischen und
bedeutet soviel wie
"Um den Teich". Unter den am Wasser stehenden Maulbeerbäumen
nehmen wir auf traditionelle Weise unser Abendessen, auf einer Art
quadratischem Bett, in dessen Zentrum ein kleiner Tisch steht, ein.
Wir fühlen uns in die Vergangenheit zurückversetzt, schauen
den alten Männern beim Schachspiel zu, während Paare in
traditioneller Kleidung und Männer mit dem typischen usbekischen
Käppi, um den Platz flanieren. Buchara ist vom Erdbeben verschont
geblieben, so können wir wie in Zeiten der alten Seidenstraße
durch die Arkadengänge schlendern. In den Nischen bieten Händler
vom Teppich bis zu Haushaltsartikeln und Souvenirs alles an. Beeindruckend
auch hier, wie schon in Samarkand, die Moscheen und Medressen, mit
Kachelmustern in abstrakten, geometrischen, floralen oder kalligraphischen
Designs.
Ursprünglich wollten wir auch noch die Museumsstadt Shiva besuchen.
Das Problem aber war die Benzinversorgung, teilweise bekamen wir
welches dass von Autobesitzern aus ihren Vehikeln mit einem Schlauch
abgezapft wurde. Hin und retour wären das 1800 Km gewesen und
hier ohne Benzin liegen zu bleiben war uns einfach zu riskant, vor
allem war der Rückflug schon gebucht!
Wir verlassen Buchara und sind wieder in brütender Hitze Richtung
Qarshi, nach Osten ins Grenzgebiet zu Tajikistan, unterwegs. Endlich,
nach über 150 Kilometern eine kleine Oase mit einem Teehaus.
Im Schatten liegend lassen wir die heißesten Mittagsstunden
verstreichen.
Eine Szene in der Steppe wirkt auf uns wie ein Bild aus dem Alten
Testament. Durch die Steppe treibt ein Hirte seine Schafe in einer
riesigen Staubwolke zu einem Brunnen. Bei Kiziltepa zweigen wir
ab in die Hisor Berge. Nach diesen endlosen Ebenen freuen wir uns
wieder Berge zu sehen. Die Berge und Hügel sind äußerst
karg, nur im Bereich des Flussufers ist spärlich landwirtschaftliche
Nutzung möglich. Größtenteils wird die Arbeit von
Hand aus verrichtet. Nach wenigen Kilometern ist der Asphalt zu
Ende, und eine schlimme Staubpiste bringt uns ins letzte Dorf. Hier
am Talende soll es, laut Auskunft eines Mannes, eine Gastinica zum
Übernachten geben. Wir fragen nach besagter Gastinica, aber
kein Mensch weiß etwas davon.
Nun sind wir etwas ratlos, unser Zelt haben wir im SOS Kinderdorf
in Tashkent gelassen. Daher sind wir auf eine Herberge angewiesen.
Wir sind müde und es beginnt bereits zu dämmern. Ein Mann
scheint sich unser zu erbarmen und zeigt mit dem Arm über das
ganze Dorf: jedes Haus ist eine Gastinica. Worauf wir in sein Haus
mitkommen müssen.
Nach der enormen Tageshitze genießen wir die Abkühlung
in den Bergen. Beim Abendessen im Freien erweisen sich unsere mitgebrachten
Familienfotos als recht hilfreich um die sprachlichen Barrieren
zu überwinden. Trotz der Sprachschwierigkeiten verstehen wir,
dass uns unser Gastgeber am nächsten Morgen zum Basar mitnehmen
möchte. Zeitig in der Früh werden wir geweckt und es gibt
ein deftiges Frühstück mit gebratener Ziege; für
Marika ist das doch zu deftig, sie begnügt sich mit grünem
Tee und Fladenbrot.
Die ganze Familie, von der Uroma bis zum Enkel, macht sich bereit
zum Aufbruch zum Besuch des wöchentlichen Basars. Vorher kommen
noch einige Männer ins Haus, um unserem Gastgeber eine Kuh
abzukaufen. Belustigt verfolge ich den Kuhhandel. Immer wieder klatschen
die Hände der Männer aufeinander, bis endlich der Endpreis
feststeht und ein Plastiksack voller Geldscheine den Besitzer wechselt.
Das Vertrauen in uns Fremde ist sehr groß. Obwohl Marika noch
im Schlafzimmer ist, deponiert die Hausfrau das gesamte Geld neben
ihr in einem unversperrten Kasten!
Stolz werden wir von der Familie am Basar herumgeführt und
als Gäste aus Avstri (Österreich) vorgestellt. Die Umstehenden
nicken wissend, ah Australia. Wie so oft, mutieren wir auch hier
wieder zu Australiern. Zu Fuß, mit dem Esel, auf Pferden kommen
die Menschen von den weiter oben gelegenen Tälern ohne Straßenverbindung
auf den Basar. Auf antiquierten Sowjet LKW's haben Händler
alles Mögliche an Hausrat, Bekleidung, Werkzeuge in dieses
abgelegen Tal gekarrt. Unter einem Baum auf einer Plane wird ein
Schaf geschlachtet und daneben sofort am offenen Feuer gebraten.
So manches erfolgreiche Geschäft wird hier auch gleich mit
einem Fläschchen Wodka besiegelt. Gegen Mittag löst sich
das Getümmel langsam auf und die Leute kehren wieder in ihre
Bergdörfer zurück.
Eine lange Staubwolke nach sich ziehend verlassen die LKW's den
Ort um ins nächste Dorf weiter zu ziehen.
Auch wir ziehen weiter, es geht zurück in die Hauptstadt Tashkent.
Die BMW bezieht im SOS Kinderdorf wieder ihr Winterquartier, um
dann im nächsten Jahr über Kasachstan, Russland und die
Ukraine die letzte Etappe nach Hause in Angriff zu nehmen.

KASACHSTAN
Ende April 2005 starte
ich meine letzte Etappe zurück nach Österreich. Herzlichen
Dank gebührt Kamal dem Direktor des SOS Kinderdorf in Tashkent.
Der es mir ermöglichte, meine BMW hier zwei Winter lang unterstellen
zu dürfen.
Ende April schimmert
von den Bergen noch der Schnee, aber der Frühling hat Einzug
gehalten in der kasachischen Steppe. Übrigens sind die Steppen
Kasachstans die Urheimat unserer Tulpe. Deren wilde Form hier heute
noch zu finden ist. Neben den weit verstreuten Dörfern, tauchen
immer wieder Ruinen alter Befestigungen auf. Wildwechsel in der
Steppe, wilde Dromedare kreuzen meinen Weg. Dagegen fast verloren
wirkt eine kleine Schildkröte in diesen Weiten, die vor mir
die Strasse quert. Von der Gigantomanie des alten Sowjetreiches
zeugen noch Monumente, wie der Hinweis auf die Getreideproduktion
der Region oder einfach die überdimensionalen Hinweise für
Ortseinfahrten oder Regionalgrenzen.
Eher unspektakulär
eines der wenigen Straßenschilder in der Steppe, ich erreiche
Baykonur. Baykonur, bekannt als Startgebiet der sowjetischen Raumfahrt.
Von hier startete 1961 der erste bemannte Flug ins All, mit Juri
Gagarin an Bord. Riesige Teleskopantennen erheben sich aus der kasachischen
Steppe. Die Abschussrampen sind kaum von der Strasse auszumachen,
sie liegen etwa hundert Kilometer weiter nördlich. Nach dem
Zerfall der Sowjetunion 1991 hatte Russland plötzlich kein
Startgelände mehr für sein Raketenprogramm. 1994 stimmen
die Kasachen der Vermietung Baykonurs an Russland für 20 Jahre
zu. Die Miete beträgt jährlich etwa 120 Mio. USD.
In der Landessprache bedeutet "Aral" soviel wie "Insel".
Und tatsächlich liegt der Aral-See - einst der viertgrößte
Binnensee der Welt - wie eine Insel in der Wüste Zentralasiens.
Sein Niedergang begann in den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Damals ließ das Regime in Moskau in seinen zentralasiatischen
Sowjetrepubliken hauptsächlich ein Produkt anbauen: Baumwolle.
Der enorme Wasserbedarf dieser Pflanzen schröpfte den Aral-See
rapide. Schon 1987 hatte er 60 Prozent seines ursprünglichen
Volumens verloren. Der Salzgehalt hatte sich verdoppelt, die Fische
sind fast ausgestorben. Heute blasen Winde giftigen Meeresboden
weit in die angrenzenden Republiken hinein. Der Aral-See ist nur
noch 25 Prozent so groß wie vor 50 Jahren. Die Katastrophe
ist von Menschen gemacht - in diesem Fall von größenwahnsinnigen
Wirtschaftsplanern. Das Ende für die kasachische Fischer nahte,
als die sowjetische Regierung beschloss, das benachbarte Usbekistan,
mit dem sich Kasachstan den Aralsee teilt, zum zweitgrößten
Baumwoll-Exporteur der Welt zu machen. Dazu leitete sie das Wasser
des Flusses Amur-Darja in gigantische Bewässerungskanäle
um. Der Zufluss für den Aral-See versiegte.
Aralsk ursprünglich war hier das Ufer des Aral Sees, aber vom
See ist hier weit und breit nichts mehr zu sehen. Laut meiner Karte
sind es bis zum nächsten Dorf über einhundert Kilometer.
Nichts behindert meine Sicht, die Steppe reicht bis zum Horizont,
kein See in Sicht. Stundenlang das gleiche trostlose Bild. Endlich
ein Dorf, dessen Charakter einer Geisterstadt gleicht. Nur wenige
Bewohner sind zu sehen, ist auch kein Wunder was sollen sie hier
auch noch machen. Hinter dem Dorf sehe ich zum ersten Mal die erschütternden
Auswirkungen dieser Öko Katastrophe. Vor mir im Sand riesige
Fischkutter. Unvorstellbar, dass diese Kähne einst den Fischreichtum
des Aral Sees ernteten. Hier wird einem so richtig bewusst was menschliche
Profitgier in der Natur anrichten kann. Da es kaum Arbeit gibt schlagen
sich die Menschen mit allem möglichen durch. Ein Mann versucht
hier mit seinem Sohn Teile des Fischkutters zu demontieren, um mit
dem Alteisen Verkauf überleben zu können.
Wie weit ist es noch zum Fischerdorf? Der Mann gibt mir zu verstehen
etwa 25 Kilometer. Trotz widriger Verhältnisse findet sich
hier spärliche Vegetation, eine Wohltat für das Auge.
Wenige Kilometer später fahre ich über den ausgetrockneten
Seeboden, unvorstellbar hier war alles einmal unter Wasser. Endlich
erreiche ich das Fischerdorf, wie ein Mahnmal liegt ein kaputte
Boot im Dorf. Hier gibt es kein fließendes Wasser, zum Wasserschöpfen
müssen die Dorfbewohner einige Kilometer außerhalb des
Dorfes fahren. Heiz - und Brennmaterial ist das nächste Problem.
Über weite Strecken müssen verdorrte Büsche und Wurzeln
herangekarrt werden. Mit Hilfe der Kamele versucht man hier zu überleben.
Gegorene Kamelmilch, Schubat, wurde als neue Einkommensquelle entdeckt.
Fischer werden so zu Kamelbauern. Während der Sowjet Ära
befahl die Regierung den Fischern zunächst, ihre Boote zum
tausend Kilometer entfernten Balkasch-See zu bringen und dort zu
fischen. "Es war völlig absurd und sehr teuer für
den Staat, aber man überlebte. Als Kasachstan 1991 unabhängig
wurde, konnte die neue Regierung diese Lösung nicht länger
finanzieren, also lief sie aus". Arbeit ist in der Region kaum
zu finden. So versucht man irgendwie durchzukommen.
Wobei auch die klimatischen Bedingungen die Menschen hier auf eine
harte Probe stellen. Im Sommer herrschen hier Temperaturen bis zu
40°C, dagegen kann im Winter die Quecksilbersäule unter
- 40°C fallen. Mit meinem Teleobjektiv kann ich das Seeufer
vom Dorfrand erkennen. Es sind noch an die zehn Kilometer um das
Ufer des traurigen Überrestes des einst viertgrößten
Binnensees der Welt zu erreichen. Still liegen die sterblichen Überreste
des Aral Sees vor mir.
Über hunderte Kilometer ist die Straße hier total kaputt.
Die LKW Fahrer haben sich ihre Trasse durch die Steppe selbst platt
gefahren. Zum Glück blieb es trocken, ansonsten wäre es
hier für mich zu einer endlosen Rutschpartie geworden. Endlich
erreiche ich vor Aktöbe wieder den Asphalt
Ich übernachte in einer Caycana einem einfachen Teehaus in
der Steppe. Am nächsten Morgen kommen zwei Männer mit
einem Geländewagen und setzen sich zu mir, um auch Tee zu trinken.
Das übliche woher - wohin, ah mit dem Motorrad. Bei dieser
Gelegenheit frage ich nach einer Werkstätte, denn eine Strebe
am Gepäckträger ist gebrochen. In ihrer Fa. in Aktöbe
gibt es eine Werkstätte. Marat gibt mir seine Visitenkarte
und möchte mir sogar sein Handy mitgeben um in Aktöbe
seinen Chef anzurufen damit er mir ein Zimmer besorgen kann. Wie
soll ich mich mit dem wohl verständigen? Denn die beiden haben
hier noch einige Zeit zu tun. Wir einigen uns dass ich langsam vorfahre
und wir uns an der Stadteinfahrt treffen.
In Aktöbe stelle ich meine BMW in ihre Werkstätte, morgen
kommt der Schweißer. Mein Gepäck wird in den Geländewagen
umgeladen, denn ich werde gleich zum übernachten eingeladen.
Von der Rückbank holt Marat eine Tasche und zieht eine Kalaschnikov
mit Laser Zielfernrohr heraus, die er den umstehenden zeigt. Wo
bin ich da gelandet ? Jetzt gibt es aber kein zurück mehr,
das Gepäck ist im Auto. Wir fahren durch die Stadt, da meint
Marat ob ich Lust hätte auf Sauna, ja warum nicht es war ja
nicht gerade warm in der Steppe. Im Höllentempo, eine Hand
am Lenkrad - in der anderen das Handy so sucht er eine Sauna. Vor
einem Privathaus stoppen wir, der Beifahrer geht hinein kommt nickend
zurück, die Sauna ist frei. Wir fahren noch nach Hause denn
Marat muss sich noch Handtücher holen. Ein unscheinbarer alter
Bau im Russen Barock, der Sohn etwa zehn Jahre alt öffnet mit
dem Handy am Ohr. Die Wohnung bestens ausgestattet, SAT TV, Video
DVD
Zurück in die Sauna, zwar etwas einfach ausgestattet
aber angenehm zum Auftauen. Die Männer bestellen Schaschlik
Spieße und Bier. Nach der Sauna geht es durch die Stadt zu
einem finsteren Parkplatz, wo sich ein anderes Auto durch Aufblinken
bemerkbar macht, wir steigen um. Irgendwie mache ich mir schon Gedanken
wie geht das weiter, aber jetzt bin ich dabei, wo anders kann ich
eh nicht hin. Durch dunkle Gassen erreichen wir ein einsam stehendes
Haus und hier geht es richtig zur Sache. Ein Restaurant und da essen
wir richtige Schaschlik, über einen halben Meter lange Spieße
werden serviert und mit einigem an Bier runtergespült. Nach
Mitternacht kommen wir nach Hause, dort erwartet uns Galina, Marats
sehr nette Frau. Es gibt Tee und Süßigkeiten. Galina
spricht gebrochen Deutsch, denn ihre Mutter war deutschstämmig
und hieß Schneider. Marat nimmt mich mit ins Schlafzimmer,
holt aus einer Kommode einen Schlüssel und öffnet einen
Blechschrank und zeigt mir noch 2 Kalaschnikovs und meint er habe
die Lizenz für 3 Kalaschnikovs. Es sei aber trotzdem nicht
gefährlich bei ihnen!!
Nach dem Frühstück richtet mir Galina noch ein Jausenpaket
mit Eiern, kasachischem Speck und Gurken(übrigens Speck heißt
auch auf kasachisch Speck). Ich bitte Marat mir noch die Stadtausfahrt
zu zeigen, man findet zwar leicht in die Städte hinein nur
die Ausfahrt zu finden ist schwer und eine Tankstelle brauche ich
auch. Nach dem tanken, will ich bezahlen. Marat winkt ab, das kommt
nicht in Frage und bezahlt für mich, er besteht darauf!

RUSSLAND
Bei Atyrau überquere ich den Ural und bin somit wieder in Europa
angelangt. Der russische Grenzübertritt ist etwas zeitaufwendig,
ich muss diverse Formulare ausfüllen und unterschreiben. Die
Formulare sind in Kyrillisch, ich weiß zwar nicht was ich
hier unterschreibe, aber ohne Unterschrift gibt es keine Einreise.
Hier bei Astrachan mündet die Wolga ins Kaspische Meer. Die
Wolga ist mit über 3600 Kilometern auch der längste Fluss
Europas. Das Wolgadelta erstreckt sich über eine Breite von
180 Kilometer.
Bei starkem Seitenwind und Regen geht es entlang der Wolga, die
ich im Regen kaum ausmachen kann nach Wolgograd.
Kaum bin ich im Zimmer des Fernfahrer Cafes eingeschlafen werde
ich durch die Wirtin geweckt. Ob ich nicht noch Platz für einen
Reisenden hätte. Mit schlotternden Knien steht in kurzen Hosen
ein Radfahrer vor mit. Claude, ein pensionierter Lehrer aus Frankreich
ist mit seinem Gefährt nach China unterwegs. Ich traue meinen
Augen kaum Claude führt einen riesigen Anhänger mit sich,
vom Volumen her hat er mehr Gepäck als ich.
Wolgograd, das ehemalige Stalingrad ist untrennbar mit der Geschichte
Österreichs verbunden. Hier fand eine der schlimmsten Schlachten
des zweiten Weltkrieges statt. Am neunten Mai findet dazu jährlich
eine Parade statt. In diesem Jahr wurde das 60 jährige Ende
des Krieges gefeiert. Auf riesigen Transparenten wurden die Helden
gefeiert. Bei strömenden Regen wurde die Parade geprobt, die
ich von meinem Hotelfenster aus verfolgen konnte. An der Wolga werden
Propagandareden wie in alten Zeiten geschwungen.
Mamaev Kurgan, im Krieg hieß er Hügel 102. Über
ihn wacht heute Mutter Russland die 72 Meter hohe Statue in Gedenken
der Kriegsopfer. Beklemmung kommt auf wenn ich anschließend
begleitet von schwerer Musik durchs Pantheon marschiere. An der
Wand die Namen von 7200 gefallenen die die 600 000 getöteten
Russen repräsentieren. Diese Eindrücke begleiten mich
noch lange auf der weiterfahrt und tauchen immer wieder in meinen
Gedanken auf.
Immer wieder überquere ich Kanäle, die mit dem Don verbunden
sind und so eine Schifffahrt bis ins Schwarze Meer ermöglichen
Am nächsten Tag erreiche ich Novorassysjk an der Schwarzmeerküste.
Dort lerne ich die Mitglieder des Motorradclubs der Sharks von Novorassysjk
kennen und wieder einmal zeigt sich die große russische Seele.
Ich werde eingeladen, ein paar Tage bei ihnen zu verbringen. Am
Abend wollen Sie mir im Hafen ein Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg
zeigen, leider ist die Besichtigungszeit schon vorbei, aber wie
überall ist mit den richtigen Kontakten alles möglich,
Wassily greift nach seinem Handy und nach einem kurzen Telefonat
dürfen wir das Museumsschiff doch noch besichtigen. Mein Quartiergeber
Piotrej ist ein Motorradfreak durch und durch. Zwischen Küche
und Wohnzimmer stapeln sich die Motorradteile, die Krönung
aber ist sein Schlafzimmer. Aufgereiht stehen die auf Chopper umgebauten
und restaurierten Ural. Piotrej vertraut mir ein bis dato im Westen
unbekanntes Staatsgeheimnis an. Genosse Lenin war in Wirklichkeit
ein Rocker. Ein Bild im Schlafzimmer zeigt Lenin im Rocker Outfit!
Der 9. Mai ist in Russland ein bedeutender Feiertag, es wird der
Sieg über Hitler gefeiert. Zu diesem Anlass treffen sich die
Mitglieder des Motorradclubs am Kriegerdenkmal. Auch ich werde eingeladen
daran teilzunehmen und Wassily gibt mir einen Blumenstrauß,
den ich gemeinsam mit den Clubmitgliedern am Mahnmal niederlege.
Anschließend geht es 70 km ins Nachbardorf, dort treffen wir
uns mit dem Motorradclub von Krasnodar um auch beim dortigen Kriegerdenkmal
Blumen niederzulegen und eine Gedenkminute abzuhalten. Nach dem
gemeinsamen Mittagessen geht es zurück nach Novorassysjsk.
Die russische Motorradszene ist eine illustre Gesellschaft. Wer
es sich leisten kann, der fährt eine europäische oder
japanische Maschine. Die weniger begüterten basteln aus der
russischen Ural ihre Traummaschine.
Astrachan Hotel Lotus
N 46°20.932 EO 48°01.273
ÜN RB 1060,-
Garage Motorrad: RB 100,-
Wolgograd Hotel Volgograd
ÜN RB 1700,-
Garage Motorrad: RB 60,-
Fähre nach Kerch
(Ukraine) RB 261,-

UKRAINE
Name: Ukraine
Hauptstadt: Kiew, 2,65 Mio. EW
Fläche: 603.700 Km²
Staatsoberhaupt:
Regierungsform:
Bevölkerungszahl: 46,71 Mio. EW
Landessprache: Ukrainisch
Währung: Griwna (UAH) = 100 Kopeken, 1€ = 6,40 UAH
1 Liter Benzin 92 Oktan
=
Mit der Fähre gelange
ich von Russland in die Ukraine, auf die Halbinsel Krim. Hier werde
ich das erste Mal an der Grenze mit Korruption konfrontiert. Nachdem
ich als Letzter abgefertigt werde, gibt mir der Zöllner zu
verstehen, dass er von mir ein Geschenk haben möchte. Obwohl
ich weiß worum es geht, stelle ich mich erst einmal unwissend
und setzte mich ganz ruhig und gelassen an seinen Schreibtisch und
warte was passiert. Er möchte Geld von mir für Wodka,
ich erkläre ihm mit meinen spärlichen Russischkenntnissen,
dass Wodka nicht gesund sei.
Er widerspricht mir und erklärt mir, dass der Wodka für
ihn schon gesund sei. Er blättert ganz lässig in meinem
Reisepass und ich lehne mich ganz lässig im Sessel zurück
und warte ganz gespannt wie das Spiel weitergeht. Wohl wissend,
dass die nächste Fähre erst in vier Stunden kommt und
er schon zu seinen Kollegen ins nächste Wirtshaus gehen möchte,
bewahre ich weiter Ruhe. Und tatsächlich gibt er mir nach fünf
Minuten den Pass mit dem Wort "dawai" zurück.
Auf der Krim treffe ich zwei deutsche Pärchen, ( www.2aufweltreise.de
) die mit ihren Motorrädern auf Weltreise sind. Es sollte aber
nicht das einzige Globetrottertreffen an diesem Tag sein. Seit einigen
Tagen hatte ich schon Emailkontakt zu Martin und Birgit aus St.
Valentin, die beiden sind schon seit März 2005 mit den Fahrrädern
unterwegs in die Mongolei und weiter nach China. Dieses Wiedersehen
musste natürlich zünftig gefeiert werden, mit meinem kasachischen
Speck bereite ich ihnen eine große Freude, nur den dazupassenden
Most hatte keiner von uns dabei.
Jalta, einst der Modekurort
der Zarenaristokratie und dem aufstrebenden Bürgertum, ist
heute der touristische Mittelpunkt der Südküste. Noch
immer kommen im Sommer viele Russen in "ihr" Jalta auf
Urlaub. Bis heute können sie es schwer verkraften dass Jalta,
wie überhaupt die Krim nicht mehr zu Russland gehört.
Das Angebot in den Boutiquen ist erlesen, so bleibt es beim Normaltouristen
beim bummeln. Denn die Preise haben hier ein Niveau wie an der Cote
Azur.
In Livadija ließ sich die Zarenfamilie eine der größten
Sommerresidenzen erbauen. Im Februar 1945 geriet die Krim in den
Blickpunkt der Weltöffentlichkeit, als sich Churchill, Roosevelt
und Stalin dort zur Konferenz von Jalta trafen, um über das
besiegte Deutschland zu beraten.
Einen Besuch wert ist das Schwalbennest, ein auf einem Felsvorsprung
erbautes Schlösschen.
Als sich im vorigen Jahrhundert Jalta zum beliebten Kurort entwickelte,
baute sich eine reiche Moskauer Dame ein kleines Schlösschen
auf den Felsen. Der spätere Besitzer ein Ölmagnat aus
Baku, baute es für seine Geliebte komplett um und so entstand
dieses zierliche Märchenschloss.
1237 drangen die Mongolen ein, sie gaben der Halbinsel ihren Namen.
"Krim" das bedeutet auf mongolisch soviel wie Festung.
Wir verlassen die Schwarz Meerküste und durchqueren die Halbinsel
Krim. Im Bergland zwischen Bachcisaraj und Sevastopol, bei Eski
- Kermen und Mangup - Kale liegen auf mehreren Hochplateaus geheimnisvolle
Höhlenstädte.
Hierbei handelt es sich um Überreste mittelalterlicher Städte,
Festungen und Klöster. Die Bewohner der Städte lebten
nicht, wie man vermuten könnte, in den Höhlen, sondern
in Häusern, die auf den Felsplateaus, also oberhalb der Höhlen
erbaut waren. Die Höhlen hingegen wurden als Vorratskammern,
Kirchen, Kapellen und Gruften genutzt.
Die Bachcisaraj ist die ehemalige Hauptstadt der Krim Tataren. Noch
heute erinnert die Stadt mit dem Khanpalast, den Moscheen und den
typischen türkischen Bauten an die Märchen aus 1001 Nacht.
Immer wieder dieselben Bilder, in den von der ehemaligen Sowjetunion
in die Unabhängigkeit entlassenen Ländern. Überall
verfallene Fabriken im Land. Nach der Unabhängigkeit war der
Neubeginn sehr schwierig. Denn der Hauptabnehmer in der Planwirtschaft,
die Russen stützten die Produktion nicht mehr.
In den endlosen weiten der Ukraine, mit ihren Wiesen und Feldern
deren damalige Bezeichnung Kornkammer der Sowjetunion zutreffend
war. Wiederum zwei einsame Radfahrer, Beat und Michi aus der Schweiz.
Sie sind unterwegs nach Peking und haben über vier Monate Zeit.
Der Eurovisons Songcontest beschert mir eine Visa freie Einreise
in die Ukraine. Wir erreichen nun Odessa. Odessa erhielt 1795 den
an die Irrfahrten des Odysseus erinnernden Namen. Das Wahrzeichen
Odessas ist schlechthin die Potemkinsche Treppe.
Sehenswertes hat die Altstadt von Odessa zu bieten, wo sofort heimatliche
Gefühle aufkommen wenn ich vorm Hotel Mozart stehe.
Der westliche Teil der Ukraine, im Gebiet der Karpaten bis 100 Km
nördlich von Lemberg wurde während der k. u. k. Monarchie
als das Kronland Galizien und Lodomerien bezeichnet. Diese Region
war schon immer umkämpft, sie gehörte auch zu Ungarn,
später zu Polen und zur Sowjetunion. Galizien war auch der
am weitesten von Wien entfernte Teil der Monarchie. Galizien erstreckte
sich damals von Krakau bis nach Ivano -Frankivs'k dem damaligen
Stanislau. Während der k. u. k. Monarchie wurden die Ukrainer
auch als Ruthenen bezeichnet. In Cernovic kann ich im Foyer des
Hotels meine BMW unterstellen. Nur das ein - und ausparken ist nicht
einfach, denn dazu muss ich erst einige Stufen überwinden.
Cernovic das heutige Cernivci erinnert durch seinen Baustil noch
sehr an die österreichische k. u. k. Vergangenheit zu dieser
Zeit hieß die Region Bukowina. Auch ein Wiener Kaffee mit
hervorragenden Mehlspeisen darf nicht fehlen. Nur die wenigsten
können sich in der Ukraine einen Traktor leisten, daher werden
Pferde in der Landwirtschaft noch häufig eingesetzt. Und wer
sich nicht einmal ein Pferd leisten kann, der zieht mühsam
selbst seinen Pflug.
Fahrzeuge müssen sich die Straßen immer noch mit Tieren
teilen. So ist es auch normal überall Pferdefuhrwerke anzutreffen.
Entweder um Futter für die Tiere nach Hause zu karren, oder
auch für den Personentransport. Auch auf vierspurigen Schnellstraßen
sind die Pferdefuhrwerke unterwegs. Was mitunter zu gefährlichen
Situationen führen kann. Nach den endlosen Ebenen erreiche
ich das Bergland der Transkarpaten.
Bei Dilove stehe ich am geographischen Mittelpunkt Europas. Für
viele Mitteleuropäer ist es eigentlich unvorstellbar dass der
"Mittelpunkt" Europas soweit im Osten liegt. Dieser nicht
unumstrittene Punkt wurde damals in der Monarchie, 1887 von der
k. u. k. Geographischen Gesellschaft ermittelt. Immer wieder trifft
man in dieser Region auf solche Spuren der ehem. österreichisch
- ungarischen Monarchie. Im Synevyr Nationalpark gibt es heute noch
Zeugnisse von den Ursprüngen der Holzwirtschaft. Leider wurde
das Museum beim letzten Hochwasser sehr stark beschädigt, der
Großteil der Klause die zum Holzflößen diente wurde
dadurch weggerissen. Nur im Museum erinnern noch vergilbte Fotos
und die verschiedensten Werkzeuge, Kleider und Gebrauchsgegenstände
an die Flößerei. Die Forstwirtschaft ist großteils
heute noch Schwerstarbeit, denn Maschinen können nur begrenzt,
wenn überhaupt vorhanden - eingesetzt werden. Abtransportiert
werden die schweren Stämme zwar mit LKWs, da es aber kaum Forststraßen
gibt, müssen die Stämme heute noch aus den steilen Hängen
unter äußerst gefährlichen Bedingungen mit Pferden
zur Straße gebracht werden.
In den ukrainischen Karpaten gibt es kaum Seen, deshalb erfreut
sich der See von Synevyr besonderer Anziehungskraft und Beliebtheit.
Die geologischen Fakten sind wenig spektakulär, durch eine
Geröllbarriere wurde der in fast 1000 Metern Höhe gelegene
Bergsee aufgestaut. Laut einer Legende erhielt der See seinen Namen
von Syn und Vyr, die auf Holzplastiken dargestellt sind. Vyr, ein
Schäfer ertrank im See und Syn, seine Frau war darüber
so traurig, dass ihre Tränen den See füllten.
Bei Brautpaaren ist dieser sagenumwobene Ort ein sehr beliebtes
Ausflugsziel, sie lassen sich auf einem Floß über den
See rudern.
Wenn man in den Karpaten mit der Enduro unterwegs ist, nimmt man
nicht immer die Hauptstraßen um sein Ziel zu erreichen. Auf
solchen Nebenstraßen sind auch die Brücken noch etwas
rustikaler ausgeführt. So manch kleine Straße die auf
unserer Karte verzeichnet ist, führt uns in abgelegene Täler.
Anfangs noch eine passable Schotterstraße entwickelt sich
so manche Straße in Wirklichkeit zu einem Traktorweg. Der
zu allem Überfluss noch teilweise unter Wasser steht. Die Furchen
werden immer tiefer und so verlangt dieser selektive Weg alle unsere
Fahrkünste um die Fuhre hier durchzubringen. Laut Karte war
dieser Feldweg als Straßenverbindung, zwischen zwei Orten
eingezeichnet.
Ein interessanter Ort in den Waldkarpaten ist Ust Corna das ehem.
Königsfeld, es steht auch in einem besonderen Zusammenhang
mit Oberösterreich. Maria Theresia brachte damals 90 Holzknechtfamilien
aus dem Raum Bad Ischl und Ebensee in dieses Gebiet zum Holzschlagen.
Dieses Holz wurde dringend benötigt, zur Befeuerung der Sudpfannen
bei der Salzgewinnung an der Theiss. So steht heute noch das Genossenschaftshaus
Ebensee und Wels. Auch ein Kaufhaus Bad Ischl gibt es noch im Ort.
Hier lernen wir einen interessanten Mann kennen, den Franz Kais.
Franz ist einer der noch lebenden Deutsch sprechenden Nachfahren
der damaligen Auswanderer aus Bad Ischl. Nur noch etwa 20 Familien
sprechen hier den Salzkammergütler Dialekt. Denn in Mischehen
wird großteils nur mehr ukrainisch gesprochen.
Nach dieser interessanten
Begegnung verlassen wir die Karpaten Richtung Ushgorod. Über
die Slowakei vorbei an der Zipser Burg, die übrigens die größte
Ruine Europas ist wieder nach Österreich. In Steyr erwartet
meine BMW nach über vier Jahren wieder die heimatliche Garage.
Wo sie einer intensiven Genralüberholung unterzogen wird.
Sudak ÜN (Privatpension)
N 44°50.626 EO 34°.58.665
Sehr nette Besitzer, Zi. mit Dusche USD 20,- Dusche am Gang USD
10,-
Bikers Post
ÜN: 50,- UAH
N 44°.42.380 EO 34°.21.975
Ca. 4 Km nördlich von Alushta
Odessa Hotel Tschornoje
More
ÜN 65,- USD
N 64° 50.071 EO 30° 01.028
Eintritte:
Massandra Palast 15,- UAH
Livadia Palast 15,- UAH, Fotoerlaubnis 5,- UAH
Bakhchisarai Palast 14,- UAH Fotoerlaubnis 5,- UAH
Schiff Schwalbennest - Yalta 15,- UAH
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